662 Auf der Bank mit vielen Unterstellungen
Das weiße Blatt glänzt in der Sonne und blendet mich. Ich
zwicke die Augen zusammen. Selbstredende Läufer rennen vorbei, Menschen von Hunden
gezogen; die U-Bahn höre ich in die Station rattern und sehe sie nicht; ein
wenig sehe ich vom Fluß. Der U-Bahn-Zug fährt wimmernd/jaulend/singend (du
kannst es dir aussuchen!) wieder los. „Im Marketing ist soviel Erfahrung“, sagt
eine junge Frau. Radfahrer strampeln. Einsame Männer auf der Suche -
zurückhaltend, lauernd oder gierig. Läuferinnen, die - so schaut es aus - ihre runden Hintern bis
zur Flachheit abarbeiten wollen (sie wissen nichts von Bioenergetik) (sicher
eine Unterstellung). Fette Hundebesitzerinnen, die raumeinnehmend nach jeder
Empörung greifen, die ihnen über den Weg läuft (so wie ich nach allem greife,
das ich aufzeichnen kann). Kleine Gruppen, die sich unterhaltend
vorüberdriften. Spaziergänger – kurzärmelig, langärmelig. Kleine, wackelnde
Hunde, die kaum noch gehen können (scheint es).
Es gibt auch feinsinnige Läufer, deren Feinfühligkeit an der
vorgestreckten Nase und der Frisur erkennbar ist.
Ich kann kaum schauen vor Sonne.
Paare.
Gegenüber gibt’s Dachbodenausbauten (Ah, deswegen wurde vor
Jahren das Wäscheaufhängen auf den Dachböden verboten!).
Ich bin zu warm angezogen. RollschuhläuferInnen.
Krähen und Tauben sehe ich, andere Vögel höre ich.
Manche Läufer laufen sehr vornübergebeugt.
Ein dunkler Punkt hat sich direkt vor mir bewegt. Dort, wo
er sich bewegt hat, sehe ich bloß den Schatten eines kleinen Steinchens.
Ein Schiff höre ich flußaufwärts kommen.
Jetzt ist es in der sichtbaren Zone. Der Impuls, denen am
Schiff zu winken. Warum? Weil man unterbewußt meint, sie fahren zum Meer? in
die Freiheit? in die Unendlichkeit? Obwohl man oberbewußt weiß, sie machen eine
Rundfahrt? Oder winkt man gerne, weil man weiß, es kommt kein wirklicher
Kontakt zustande? Oder freut man sich einfach, ganz ohne Hintergedanken?
Und natürlich der Autolärm, den ich wegblenden will oder zu
einem etwas schrägen Waldesrauschen umdeuten (ich mache mir die Welt, wie sie
mir gefällt).
Eine Frau bildet sich etwas ein, sagt sie. Welche Bilder
will ich noch aufnehmen? Ich glaube, mir reicht es. Ich werde gehen.
Der Schatten einer Taube, über mich gegangen, hat mir den
Weg gewiesen. Nach links.
(9./10.4.2017)
©Peter Alois Rumpf April
2017 peteraloisrumpf@gmail.com
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