Donnerstag, 6. April 2017

658 Die Wiese vorm Fenster

Meine „Wiese vorm Fenster“, das ist ein Blumenkistl am Fensterbrett, hauptsächlich wachsen da üppiges Gras, Löwenzahn und Klee; ein paar andere Pflanzen kann ich in diesem frühen Stadium noch nicht identifizieren. Der Löwenzahn jedoch hat schon über zehn Blüten, die schön und herrlich aus dem frischen, dichten Grün hervorleuchten.

Gut, „herrlich“. Warum nicht „fraulich“? - (ich bin schon wieder viel zu schnell bei der Sprache gelandet.)
Wie ich gelernt habe: Herren – Frauen; Männer – Weiber.
„Herr“ ist ein Herrscher- und Göttertitel - „Herr, erbarme dich unser“ - mehr muß man nicht anführen.
„Frau“ ist die entsprechende Anrede für Göttinnen und „Herr“scherinnen: „Frau Holle“, die Göttin mit ihrem Holunderbaum, „Unsere Liebe Frau von Loretto, Guadalupe, Lourdes, Coromoto, Fatima, Absam, Von den Tränen, Von der immerwährenden Hilfe, Von Pötsch, Von Wladimir …; „Frau Hitt“ (! übrigens, schöne Grüße!)

Ja und Mann. Mann, man, mind – Geist.
Weib, womb; nachzulesen bei Taisha Abelar und Florinda Donner-Grau, über die angeborene Gebärmutterkraft der Frauen (eigentlich: Weiber, denn diese Kraft ist „demokratisch“! Hi, hi hi!), wenn die nicht nur für Männer und Kinder, sondern auch zum Zaubern eingesetzt wird. Dann sind die Frauen unschlagbar im schamanischen Reisen und den Männern weit überlegen, weil die diese Kraft nicht haben. Die Frauen haben diese Kraft zusätzlich zur üblichen anthropologischen (!) Ausstattung, die auch die Männer haben, und deswegen haben die Weiber einen unmittelbaren Zugang zum – wie nenne ich das? - transzendenten Bereich, ohne daß sie dafür Religionssysteme, Denkgebäude etcetera brauchen, an die sich wie an ein Geländer haltend die Männer mühsam hinüberhanteln müssen. Der Zugang über die Womb ist unmittelbar, ohne Sprache, direkt.

Aber Schluß mit diesem eingeschobenen Vortrag! Zurück zur winzigen Wiese. Ich glaube, daß hier auch schon kleine Bäumchen keimen.


Schnitt! Szenenwechsel. Die Sonne ist untergegangen und ich schaue jetzt in eine andere Richtung. Nicht mehr zur kleinen Wiese am Fenster, deren Anblick mein Herz weiter macht, wenn ich sie da wachsen sehe – wir lieben ja Wachstum und Aufblühen – sondern  in meine dumpfe Frustration. Der Tag ist nicht so verlaufen, wie ich ihn mir vorgenommen hatte. Ich habe mich viel zu oft ablenken, abhalten und stören lassen, gerade in den entscheidenden Momenten, und meine Vorhaben nicht durchgezogen. Immer das Gleiche! könnte ich jetzt sagen, aber ich sage es nicht; es klingt und riecht zu sehr nach den Vorwürfen meiner Kindheit.

Dabei bräuchte ich jetzt nur meine Vorstellungen loslassen, meine getroffenen Entscheidungen akzeptieren, die Folgen daraus annehmen und schauen, was einem auf diesem gewählten Weg begegnet. Und staunen. Staunen kann man immer, egal auf was man blickt.

Allmählich tritt Entspannung ein. Ich seufze ein paarmal. Mein Atem bekommt ein klein wenig mehr Raum.

Ich bin nun mit meinem Tag so halbwegs versöhnt.





(4.4.2017)













©Peter Alois Rumpf    April 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

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