Freitag, 20. Januar 2017

579 Kukuruz

Kukuruz. Was für ein schönes Wort! Es klingt wirklich nach Südosten und Steppe. Naja Steppe! Zumindest nach pannonischer Tiefebene. Sommerheiß und staubig und voller galoppierender Pferdeherden. Obwohl es eher wie „gugaruz“ ausgesprochen wird.

„Mais“ ist auch sehr, sehr schön. Klingt aber nordwestlicher. Dort befindet sich nämlich in meiner fragwürdigen inneren Geographie Amerika. Wiewohl die Maisanbaugebiete in Wirklichkeit – so vermute ich wenigstens – viel südlicher liegen. Man braucht sich ja nur vergegenwärtigen, daß New York auf der gleichen Höhe wie Neapel liegt. Von Mexiko ganz zu schweigen.
„Mais“ klingt überhaupt ganz anders. Ehrfurchtsvoller, tragischer und weniger lustig. Ernster. Weniger lustig kann ja auch gut und schön sein – zumindest dem Klang nach.

„Woaz“ kollidiert für mich immer mit "Weizen" und ich kann das Wort schwer auf diese Feldfrucht aus Amerika anwenden. Ich weiß schon, Woazbraten etcetera. Aber trotzdem. Ich hätte in den Woazgegenden eher den Kukuruz vermutet. „Weizen“ ist für mich für den normalen Weizen reserviert und „Woaz“ kommt mir immer so vor, als würden die Steierer zu eigensinnig sein, ein aus der Fremde kommendes Wort wie Kukuruz oder Mais zu verwenden, so als hätte ihnen die Feldfrucht Zea Mays immer schon gehört – wie die Steirer ja auch so tun, als hätten sie das Kernöl erfunden und den Kürbisanbau. Aber gut, warum sollen sie sich auch an meine Vorstellungen halten.

Während ich versuche, ein lästiges, abstehendes Hautstückchen vom Rand des Fingernagelbettes zu entfernen, nur mit den Zähnen, Spucke und den Fingernägeln der anderen Hand, denke ich nach, ob ich noch einen anderen Namen für Zea mays kenne. Nein, mir fällt nichts ein.

Jetzt habe ich das harte Hautstückchen abgetrennt. Die Stelle verfärbt sich ein bißchen rot vom klein wenig Blut, das nun am linken Rand des Nagelbettes meines Zeigefingers der rechten Hand hervorsickert.
Das zweite Hautstückchen vom rechten Ringfinger habe ich geschafft einfach abzubeißen.

Was macht man, wenn man heutzutage etwas recherchieren will? Man schaut auf Wikipedia nach. Dort finde ich noch die Namen „Welschkorn“, „Türkischer Weizen“ - davon wohl auch „Woaz“ kommt - und in Tirol „der Türk“ oder „der Türken“. Letzteres hatte ich schon gekannt, aber glatt vergessen. Da muß ich an meine Zirler Ausstellung denken, ewig lange her.
„Türgge“ oder „Törgge“ gibt es laut Wikipedia noch in der Schweiz. Aber genug davon!

Nur noch, daß der Mais – wenn ich mich jetzt nicht irre in anthroposophischen Kreisen – der Melancholie zugeordnet wird. Aber wie gesagt, ich kann mich irren. (Recherchieren? Ich war heute schon lange genug vorm Computer!) (Ja, ja, es stimmt schon; neuer Tag, neue Recherchierlust.)

Das ist das Ende eines guten Tages. Die Arbeit im Meinungsbefragungsstudio ist mir heute gut gelungen; ich habe viele Interviews gemacht. Das hat große Erleichterung bewirkt und infolgedessen hat sich in mir eine regelrechte Heiterkeit ausgebreitet, sodaß ich um 20:30 fröhlich wie Hans im Glück nach Hause gegangen bin und meine Kinder umarmt und meine Frau zur Begrüßung geküsst habe. Ich!




(19./20.1.2017)











 ©Peter Alois Rumpf    Jänner 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

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