543 Rumms!
Von einem Rumms! bin ich aus einem verlorenen Traum
aufgewacht. Wie ein Ruck, der durch die Wirklichkeit gegangen ist. Unklar, ob
durch diese hier oder die andere drüben. Wie eine plötzliche, seismographisch
meßbare Verschiebung; nicht extrem stark, ein kleiner, aber lauter Ruck, dann
ist es wieder ruhig. Oder arbeitet gerade eine Schamanin oder Yogini irgendwo
dort unten an der Wirklichkeit herum? Der Scherz funktioniert nicht, momentan
ist mir das innere Lachen vergangen, ich bin ganz ernst. Ich empfinde eine
Kälte in mir, als würde ich von innen erfrieren. Es ist noch extrem früh, noch
nicht einmal fünf. Ich schaue mich in der mich umgebenden angefüllten Leere um.
Nichts. Kein Funke springt über. Die Wände sind „sprachlos und kalt“, besser
kann man es nicht ausdrücken.
Auch meine geliebte Altarwand bleibt kalt wie eine fremde
Erinnerung an ein fremdes Kind, das hier einmal gewohnt hat. Als wäre es ein
anderer, der hier umherblickt, einer, dem das alles nichts sagt.
Ein Seufzer, der sich einfach so gebildet hat. Ein Anklang
von einem Lebenszeichen, auch er wirkt eingefroren wie der Posthornton bei
Münchhausen. Dieser Versuch zur Lockerung, er hilft nicht: kein Lächeln.
Die Katzen assistieren mir; wie aus einer entfernten
Erinnerung heraus streichle ich einer übers Fell; aber nur kurz, auch ihr fremd
gewordenes Schnurren bricht bald wieder ab. Ich versuche es nochmals und ein
schwaches, nur schwach lebendiges Energiefeld entsteht an meiner Handfläche,
dann löst es sich gleich wieder auf.
Der zweite Seufzer, obwohl etwas flacher, geht tiefer
hinein. Vielleicht komme ich jetzt langsam zurück.
Ich denke: es ist ein Wahnsinn, alles unter dem Titel
„Schuld und Sühne“ zu betrachten und anzugehen, denn wir „wissen nicht, was [wir] tun“. Wo kommt das jetzt her? Sind das meine
Gedanken? Eine fremde Installation? Es „kracht im Gebälk“. Eigentlich krachte
es bei meiner Altarwand.
Was ist denn jetzt los? Warum das Knacken und der Zitierfimmel?
Weil ich keine eigenen Worte mehr habe? Oder merke ich soeben erst, daß ich die
ganze Zeit keine hatte? Ich werde jetzt wieder einzuschlafen versuchen.
(Vergeblich.)
Eine neue Seite im Notizbuch, wie ein Neustart. Weg vom
verstiegenen Geschreibsel. Alles ist wieder leer. Ich beginne nocheinmal von
vorn.
Das Bild mit dem magischen Schwimmbecken wandert immer
höher, aber ändert seine Position nicht. (Ich tippe auf Kreislauf.)
Mein Blick entzündet Sankt-Elms-Feuer auf meinen Büchern an
der Wand.
Ich sehe einen schwarzen Punkt durch mein Gesichtsfeld
sausen, plötzlich und schnell wie eine Sternschnuppe.
Die Leselampe wirft nur schwache Schatten, aber diese haben
es in sich; bei einem meint man, der werde gleich losspringen.
Beinahe höre ich die Botschaft der zwei glurrenden
Visionäre.
Der Schatten des einen Walkingstockes wirkt stärker als
dieser selbst.
(21.12.2016)
©Peter Alois Rumpf Dezember
2016 peteraloisrumpf@gmail.com
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite