Dienstag, 13. Dezember 2016

534 Wir liefern heute keine Begründungen

Welche Unruhe die Katze ins Zimmer bringt mit ihrem ständigen Hin- und Herwuseln.
Wie arm Freund R ist, weil er … Keine Begründungen! Wir liefern heute keine Begründungen!
Die Schritte über die Stiege hallen ganz leicht in meinem Kopf wider; ich spüre sie wie sanfte Trommelschläge an der Innenseite meiner Schädeldecke, kaum mehr als ein Hauch davon.
Keine Begründungen deshalb, weil sie meistens Rationalisierungen sind (wird behauptet) (1).
Die Stimmung im Zimmer ist jetzt entspannter, weil sich die Katze beruhigt und am kleinen Teppich ausgestreckt hat (2).
Ich bin mehr der kontemplative Typ, weil ich mich lieber den Herausforderungen von innen als denen von außen stelle (3).
Wie schön die Katze daliegt. Aber jetzt, in diesem Moment, steht sie auf und verläßt mein Zimmer.
Die Stimmen vom Frühstückstisch kommen bis hierher, aber ohne daß ich sie verstehen kann. Sie verbreiten hier ihre Stimmung und geben mir das Gefühl, gleichzeitig dabei und nicht dabei zu sein. (Vielleicht, weil ich sie höre, aber nicht verstehe (4)).
Die Katze kommt wieder herein und beginnt wieder mit ihrem unruhigen Gewusel.
Jemand rutscht auf der Stiege aus und das löst bei mir einen kleinen Schock aus, den ich in der Herzgegend spüre. Aber es ist überhaupt nichts passiert.
Die Katze beruhigt sich halbwegs.
Draußen entsteht Unruhe, denn es wird Zeit, den Weg zur Schule anzutreten (5).
Man muß sich von etwas nicht beeindrucken lassen, nur weil es einen wissenschaftlichen Namen hat.
Unten beginnt der Umbau zur Tageskinderstätte, wie ich höre.
Ich bin sicher nicht das Zentrum der Welt. Aber das macht nichts; die meiste Zeit habe ich mich damit abgefunden.
Die andere Katze kommt, die ältere; sie strahlt viel mehr Ruhe aus, obwohl auch sie unnachgiebig meine Aufmerksamkeit einfordert.
Ich stelle an mir eine große Empfindlichkeit, was Advent- und Weihnachtsfeiern betrifft, fest. Ich kann es einfach nicht verstehen, wie man daraus Partys und bloße Familienfeste machen kann und nicht das Hereinkommen des Transzendenten in diese unsere Welt – wie es eigentlich bei jeder Geburt geschieht – feiern kann und vorher das freudige Warten darauf. Möglicherweise gehörte ich in ein Kloster. Die ersten Tageskinder unten, die gerade ankommen, bringen mich wieder auf andere Gedanken.
Ich bin schon hungrig. Ungewöhnlich um acht Uhr früh, weil ich normalerweise erst gegen Mittag frühstücke (6).
Ich amüsiere mich gerade über meinen „Hausaltar“ mit seinen drei verschiedenen Räucherungsvorrichtungen.
Vielleicht ist meine ganzes Weihnachtsgetue doch nur fundamentalistischer Mist, weil ich das sowieso überall anwesende „Transzendente“ (oder Nagual) nicht wahrnehmen kann (8).
Ich werde unten die Scheibtruhen und Dreiradler schmieren; sie quietschen schon erbärmlich. Erbarmen mit Dingen. Ich entschuldige mich ja auch manchmal bei Dingen, wenn sie mir zu Boden fallen zum Beispiel, so wie heute beim Ankleiden bei meiner langen Unterhose. „Thingsliberation“ fällt mir dazu ein, „denn die ganze Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes. (…) Auch die Schöpfung soll von der Sklaverei und Verlorenheit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, daß die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt“ (9). Das sagt Paulus (Röm 8;19,21,22), den ich überhaupt nicht mag. (Der wird sich im Grab umdrehen, wenn ich ihn mit den Verrückten der Zeitschrift „Humus“ aus den späten Siebzigern, den frühen Achtzigern zusammenspanne!) (Aber ich liebe es, abstruse Zusammenhänge herzustellen, um ebensolche aufzudecken (10?)) (Ist das eine Begründung? Eher nicht. Ich zähl's trotzdem!) (Weil ich in meinen Texten ja völlige Freiheit habe, zu schreiben und zu zählen, was und wie ich will! (11)).
Ich bin hungrig. Sollte ich wirklich schon jetzt frühstücken? Dann wird es mit dem Üben heute schwer, weil mit vollen Bauch … (12).

1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 – 7 – 8 – 9 – 10 – 11 – 12. Zwölf Begründungen. Das ergibt heute ein Bußgeld von zwölf Euro.

Ich werde mir jetzt unten eine schönen Auftritt gönnen!







(13.12.2016)













©Peter Alois Rumpf     Dezember 2016     peteraloisrumpf@gmail.com

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