540 Ein neuer Text soll entstehen
Ein neuer Text soll entstehen. Es herrscht jedoch noch
Flaute. Ich habe gerade einen komplexen Traum aufgeschrieben und dann meinen
Kindern einen guten Schultag gewünscht. Ich bin dafür aufgestanden und hinunter
gegangen. Und jetzt fällt mir nichts ein. Ich weiß, ich muß nur warten, dann
wird sich schon etwas zeigen.
Ich habe bereits Weihnachtsurlaub und an freien Tagen fällt
mir das Schreiben schwerer. So schaut es zumindest aus. Ich habe wohl ein
schlechtes Gewissen, weil ich nicht arbeite und die anderen Familienmitglieder
schon. Das kommt mir verdreht vor. Meine Gedanken sind nicht frei, sondern
kreisen um das und um was ich heute alles erledigen will und soll und darum,
wie ich das schaffen kann. Es ist noch alles offen und gerade das bindet mich
und hemmt meinen Gedankenfluß. Ich höre meine Frau unter ihren Mühen stöhnen,
während ich hier im Bett liege und faulenze. Obwohl ich schreibe beziehungsweise
zu schreiben versuche. Das ist der Nachteil meiner klandestinen
Schriftstellerei, daß sie mit keinen Berufsschutz gewährt. Denn damit verdiene
ich kein Geld und trage nichts bei. Somit ist meine Schreiberei, die ja auch
einen Lichthof aus Nichtstun und Muße und vergeblichem Suchen braucht und Zeit
für das Einstellen der inneren Schreibinstrumente, eine Schmarotzertätigkeit.
Ein Teufelskreis, weil dies meine Schreiberei und die unbefangene
Inanspruchnahme meiner Zeit dafür schwächt, was mich noch mehr ins Abseitige
treibt. Die jugendliche Unverfrorenheit, es trotzdem zu tun – nun, ich möchte
nicht sagen, daß sie fehlt, aber sie tut sich ohne optimistische
Zukunftsperspektive schwer. Sie droht in sich zusammenzufallen und das Gefühl
der Vergeblichkeit tritt schnell vom Rand in die Mitte.
Ich könnte ja statt schreiben die Wohnung putzen, notwendige
Reparaturen durchführen oder mich um deren Erledigung kümmern, einkaufen gehen
und so weiter. Ein Gefühl, mit meiner Schreiberei meine Familie im Stich zu lassen,
schleicht sich ein und wird immer stärker. Ich kann ja nicht mehr daran
glauben, daß daraus irgendwann noch etwas entsteht, mit dem ich meine Schulden
und Kredite an meine Umgebung zurückzahlen kann. Was heißt! … glauben tu ich es
noch, aber ich komme mir dabei sehr weltfremd und unrealistisch vor und
fürchte, ich muß diesen Glauben als infantil und neurotisch aufgeben.
Mein Einkommen aus dem Job reicht auch nicht aus, um
selbstbewußt aufzutreten und das Recht auf Selbstbehauptung zu begründen. (Und ein echtes, tragfähiges Selbstbewußtsein ließe sich darauf sowieso nicht aufbauen.) Es
gibt schon einen Teil in mir, der nicht nachgibt und weiterhin an meine Chance
glaubt und es bis zu meinem Tod glauben wird. Ein verrückter Narr, der momentan
nur sehr schwach durchkommt.
Oder anders gesagt: darf ich mich so viel und auf diese Art
mit mir selber beschäftigen?
(19.12.2016)
©Peter Alois Rumpf Dezember
2016 peteraloisrumpf@gmail.com
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite