536 Kurze Reflexion über meinen literarischen Erfolg
Als ich vor nicht einmal zwei Jahren plötzlich „literarisch“
zu schreiben begonnen habe, hat sich bald mein pubertärer Wunsch nach
Entdeckt-Werden eingestellt und mich und meine Schreiberei eine zeitlang
beflügelt. Einfach, indem ich glaubte, daß das möglich und realistisch ist.
Jetzt ist es anders – jetzt gefällt mir die Situation,
einfach und unbehelligt für die Schublade zu schreiben und alles einfach und
unkontrolliert im Internet zu veröffentlichen. Ehrlich gesagt, ich hätte
ordentlichen Schiß davor, mich einem Verlag, LektorInnen, KritikerInnen, der
Öffentlichkeit stellen zu müssen. (Nebenbei: ist es angebracht, an dieser Stelle
die weiblichen Pluralformen mit zu verwenden, wo es um Angst und Kritik geht,
wo ich diese lästigen Formen sonst fast gänzlich ignoriere? Und ich bin mir
sicher, ich habe mehr Angst vor männlichen Kritikern und Lektoren!) Ich trau
mir das, verstärkt durch mein Alter, gar nicht mehr zu. Ich meine, wie sollte
ich als Debütant mit meinem Debüt zurechtkommen, wo man/frau dabei
normalerweise – sagen wir – zwanzig ist? Ich käme mir blöd vor. Verschärft noch
dadurch, daß große Teile meiner Seele – auch auf Grund des fehlenden sozialen
Status – tatsächlich auf der Stufe von – sagen wir – zwanzig stehen geblieben
ist. Damit – um nicht zu sagen: mit dieser Unreife, mit diesem Status des
Nicht-Initiierten – könnte ich aber auch nicht die Rolle eines abgeklärten,
alten Mannes und welterfahrenen Schriftstellers spielen, sollte man/frau mich
so ansprechen und aufnehmen wollen.
Es ist einfach eine unmögliche Situation, die ich nur lösen
kann, indem ich alleine vor mich hinschreibe und das auf und in meine Schublade
stelle.
Nur Lesungen kann ich mir vorstellen, aber in einem ganz
unspektakulären und – um ein Modewort zu verwenden – niederschwelligen Rahmen,
wo kein Umfeld einen Erwartungszirkus aufbaut.
Gut, das Sich-Blöd-Vorkommen würde ich schon auch in Kauf nehmen.
(14.12.2016; nach der Lektüre von Karl Ove Knausgård, „Dorthin, wo die Erzählung nicht kommt“; in
„Das Amerika der Seele“; Luchterhand 2016)
©Peter Alois Rumpf Dezember
2016 peteraloisrumpf@gmail.com
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