Mittwoch, 14. Dezember 2016

536 Kurze Reflexion über meinen literarischen Erfolg

Als ich vor nicht einmal zwei Jahren plötzlich „literarisch“ zu schreiben begonnen habe, hat sich bald mein pubertärer Wunsch nach Entdeckt-Werden eingestellt und mich und meine Schreiberei eine zeitlang beflügelt. Einfach, indem ich glaubte, daß das möglich und realistisch ist.

Jetzt ist es anders – jetzt gefällt mir die Situation, einfach und unbehelligt für die Schublade zu schreiben und alles einfach und unkontrolliert im Internet zu veröffentlichen. Ehrlich gesagt, ich hätte ordentlichen Schiß davor, mich einem Verlag, LektorInnen, KritikerInnen, der Öffentlichkeit stellen zu müssen. (Nebenbei: ist es angebracht, an dieser Stelle die weiblichen Pluralformen mit zu verwenden, wo es um Angst und Kritik geht, wo ich diese lästigen Formen sonst fast gänzlich ignoriere? Und ich bin mir sicher, ich habe mehr Angst vor männlichen Kritikern und Lektoren!) Ich trau mir das, verstärkt durch mein Alter, gar nicht mehr zu. Ich meine, wie sollte ich als Debütant mit meinem Debüt zurechtkommen, wo man/frau dabei normalerweise – sagen wir – zwanzig ist? Ich käme mir blöd vor. Verschärft noch dadurch, daß große Teile meiner Seele – auch auf Grund des fehlenden sozialen Status – tatsächlich auf der Stufe von – sagen wir – zwanzig stehen geblieben ist. Damit – um nicht zu sagen: mit dieser Unreife, mit diesem Status des Nicht-Initiierten – könnte ich aber auch nicht die Rolle eines abgeklärten, alten Mannes und welterfahrenen Schriftstellers spielen, sollte man/frau mich so ansprechen und aufnehmen wollen.

Es ist einfach eine unmögliche Situation, die ich nur lösen kann, indem ich alleine vor mich hinschreibe und das auf und in meine Schublade stelle.

Nur Lesungen kann ich mir vorstellen, aber in einem ganz unspektakulären und – um ein Modewort zu verwenden – niederschwelligen Rahmen, wo kein Umfeld einen Erwartungszirkus aufbaut.


Gut, das Sich-Blöd-Vorkommen würde ich schon auch in Kauf nehmen.






(14.12.2016; nach der Lektüre von Karl Ove Knausgård,  „Dorthin, wo die Erzählung nicht kommt“; in „Das Amerika der Seele“; Luchterhand 2016)

















©Peter Alois Rumpf     Dezember 2016     peteraloisrumpf@gmail.com

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