Mittwoch, 14. Dezember 2016

535 Es ist Mitternacht

Aufatmen. Durchatmen. Die kalte, frische Vollmondluft strömt herein. Meine Körpermitte fängt zu vibrieren an, wie ich es nur nach ganz großer Anstrengung kenne; ich weiß jedoch von keiner ganz großen Anstrengung, nicht in dem Bereich, den mein alltägliches Bewußtsein kennt und erreicht.

Ich habe schon wochenlang nichts mehr von meinem Surren geschrieben, obwohl es mich ständig begleitet, jetzt aber läuft es wieder auf Hochtouren.

Aus dem Lichtschacht höre ich eine Klospülung zurückhaltend rauschen und die „zarten“ Geräusche eines Handys, das abgedreht wird. Ich registriere beim Schreiben viele Rechtschreibfehler, legasthenische und andere Verschreibungen. Bin ich doch erschöpft? Gleich kommt der Reflex zum seufzenden Durchatmen.

Dann zerfallen meine Gedanken in nicht mehr faßbare, nicht mehr erinnerbare Einzelteile. Es ist wie mitten im Chaos ins Leere starren.
Dann wieder durchatmen.
Und nocheinmal ein tief luftholender Seufzer.

Ich warte. Ich warte darauf, daß sich irgendetwas zeigt. Außen oder innen.

Wieder ein tiefer Atemzug. Erleichtert, wie nachdem man etwas geschafft hat. Aber was habe ich geschafft? Es ist Mitternacht. Der 13. Dezember 2016 ist zu Ende. Der 14. Dezember 2016 beginnt. Das Leben besteht aus lauter solchen Tagen; ihre Anzahl ist begrenzt, nicht unendlich. Das zu sagen ist banal, aber jetzt spüre ich diese Erkenntnis.

Ein Seufzer.
Ich versuche, bewußt alle Gedanken loszulassen, auf daß sie zerrinnen.

Ein Seufzer; auch er muß sich gegen den eisernen Ring um meine Brust anstrengen. „Heinrich, der Wagen bricht! ...“

Fast ein wenig übertrieben, fast ein wenig hysterisch saugt meine Lunge wieder die Luft für den nächsten Seufzer ein.


Der Atemzug jetzt jedoch war tief, ruhig und fließend.






(13./14.12.2016)











©Peter Alois Rumpf     Dezember 2016     peteraloisrumpf@gmail.com


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