485 Ergebnis: Nasenbohren
Eines Fasttags Mitternacht. Ich hatte an diesem Tag und
seinem Vorabend ganz etwas anderes vor. Ich bin sozusagen hineingeschlittert.
Über einen sich als kindisch verkleidenden Streit in eine veritable Depression;
dann dachte ich, ich könnte diese mit Fasten brechen. Ja, ich bin innen ganz
klar, die Verzweiflung ist weg und mich umgibt auch außen eine Klarheit, die
sich irgendwie auch optisch zeigt. Die Vertreibung der Depression ist gelungen.
Gerne würde ich weiterfasten, aber morgen muß ich arbeiten.
Jetzt käme ja die Phase, wo man wegen der Entgiftung aus dem Mund stinkt.
Außerdem hatte ich schon vor Jahrzehnten die Erfahrung gemacht, daß ich beim
Fasten den Grobheiten der dualen Welt noch wehrloser ausgeliefert bin. Nein, es
geht nicht. Ich müßte mich irgendwohin zurückziehen können, in einen
geschützten Bereich. Ein gutes Kloster etwa.
Also lächle ich in meine Stille, meine Klarheit und meine
Leichtigkeit hinein. Ich weiß, morgen oder übermorgen würde die härteste Phase
kommen. Die Phase, wo es wirklich wehtut. Wo die Aggressionen, die Ängste und
die Schwächen erst richtig auftauchen.
Aber ich wiederhole mich. Das macht jedoch nichts, denn ich
bin gut zu mir. Und ich genieße diesen Ausnahmezustand im Moment sehr.
Ich kann mir alles Mögliche vorstellen und begreife auch,
daß Verzichten die schlimmste Form des Sich-Gehen-Lassens sein kann (C.
Castaneda). Nein, nein, es ist schon in Ordnung so. Ich fühle mich wohl, die
Depression ist weg. Anscheinend habe ich das Anklammern aufgegeben und
loslassen können. Auch wenn ich gehofft hatte, daß jetzt etwas Poetischeres aus
mir heraussprudeln wird. Ich setze mich wieder auf, drehe das Licht an, um das
noch hinzuschreiben, mich zu schneuzen und halbwegs fachgerecht in meiner Nase zu
bohren.
(1./2.11.)
©Peter Alois Rumpf November
2016 peteraloisrumpf@gmail.com
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