Mittwoch, 2. November 2016

485 Ergebnis: Nasenbohren

Eines Fasttags Mitternacht. Ich hatte an diesem Tag und seinem Vorabend ganz etwas anderes vor. Ich bin sozusagen hineingeschlittert. Über einen sich als kindisch verkleidenden Streit in eine veritable Depression; dann dachte ich, ich könnte diese mit Fasten brechen. Ja, ich bin innen ganz klar, die Verzweiflung ist weg und mich umgibt auch außen eine Klarheit, die sich irgendwie auch optisch zeigt. Die Vertreibung der Depression ist gelungen.
Gerne würde ich weiterfasten, aber morgen muß ich arbeiten. Jetzt käme ja die Phase, wo man wegen der Entgiftung aus dem Mund stinkt. Außerdem hatte ich schon vor Jahrzehnten die Erfahrung gemacht, daß ich beim Fasten den Grobheiten der dualen Welt noch wehrloser ausgeliefert bin. Nein, es geht nicht. Ich müßte mich irgendwohin zurückziehen können, in einen geschützten Bereich. Ein gutes Kloster etwa.
Also lächle ich in meine Stille, meine Klarheit und meine Leichtigkeit hinein. Ich weiß, morgen oder übermorgen würde die härteste Phase kommen. Die Phase, wo es wirklich wehtut. Wo die Aggressionen, die Ängste und die Schwächen erst richtig auftauchen.
Aber ich wiederhole mich. Das macht jedoch nichts, denn ich bin gut zu mir. Und ich genieße diesen Ausnahmezustand im Moment sehr.
Ich kann mir alles Mögliche vorstellen und begreife auch, daß Verzichten die schlimmste Form des Sich-Gehen-Lassens sein kann (C. Castaneda). Nein, nein, es ist schon in Ordnung so. Ich fühle mich wohl, die Depression ist weg. Anscheinend habe ich das Anklammern aufgegeben und loslassen können. Auch wenn ich gehofft hatte, daß jetzt etwas Poetischeres aus mir heraussprudeln wird. Ich setze mich wieder auf, drehe das Licht an, um das noch hinzuschreiben, mich zu schneuzen und halbwegs fachgerecht in meiner Nase zu bohren.






(1./2.11.)














©Peter Alois Rumpf    November 2016     peteraloisrumpf@gmail.com

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