480 Meine transrealen Begegnungen
Mein Gesprächspartner drüben ist noch nicht ganz ausgereift,
oder meine Kommunikationsfähigkeit für transreale Gespräche. Letztlich verstehe
ich es dann doch nicht oder verliere den Sinn auf dem Weg hierher. Eine kleine
rote Kugel war auch im Spiel; als was? - keine Ahnung.
Meine Lesung findet auch im drüberen Tirol nicht statt,
obwohl ich extra dafür angereist bin. Aber das ist schon fast zwei Stunden her.
Jetzt versperrt mir meine Wachheit den Weg zurück. Abwarten. Ich sinke schon
noch nochmals rein. Das Leben erwacht rundherum und erzeugt seinen eigenen Sog.
Alles für sich sprechen lassen. Von drüben leuchtet mein
Handy her und zeigt mir ein Photo; zu kurz, als daß ich es erfasse. Darunter
erscheint schnell mein Fuß – und weg ist er.
Zahlen am Samstag. Pah! Ich will jetzt nicht genau
nachrechnen – noch dazu, wo erst Freitag ist.
„Da habe ich gewußt, ich habe alles richtig gemacht.“ -
diesen Satz möchte ich auch ein einziges Mal sagen können. Ob schnell oder langsam. Kennt ihr
alle den alten Film von Tati? „Rapidité,
rapidité.“ Die Insider
werden's schon wissen.
Ein kurzer neuer Blick auf einen unglaubwürdigen
Sternenhimmel (die Sterne blinken wie elektronisches Spielzeug).
„Soll man alle Fremden kastrieren?“ Nein, nein! Dieser Satz
ist auch drüben aufgetaucht und aus dem Zusammenhang gerissen. Oder er hat gar
keinen Zusammenhang gehabt. (Wieso riskierst du, deine Leserinnen zu
verschrecken?) (Im Grenzgebiet drüben, zu uns her, ist halt die Müllhalde des
Menschengeschlechts.) (Der Mist kommt von uns.) (Aber nicht von mir!)
Noch eine Ausstellung drüben, alles noch leer, der Raum bloß
mit Leintüchern ausgekleidet. Ein Indoorzelt. Eine alte, verwirrte Frau führt
eine gut verpackte Leiche im Rollstuhl durch die nicht geöffnete Ausstellung
und behauptet, das wäre ihr Kind. Viel zu groß! Mein Verdacht – es ist ihr Mann
da unter den grauen Tüchern. So alt war die gar nicht, vielleicht zwei, drei
Jahre älter als ich. War's das schon oder geht es noch weiter? Ich weiß nicht.
Oh Gott! Diese Angst vor Schularbeiten! Auch drüben! (Das
kommt ursprünglich doch aus unserer Welt, oder?)
Und immer wieder das „Haus am Fluß“. Es ist in hunderten
Träumen immer der gleiche Ort. Den gibt es dort drüben ganz sicher.
Irgendwas war noch, aber der Protokollant ist eingeschlafen.
©Peter Alois Rumpf Oktober
2016 peteraloisrumpf@gmail.com
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