Dienstag, 30. August 2016

430 Vielleicht

Der Wind schlägt mir einen Flügel des offenen Fensters zu, der Krach weckt mich auf, gerade erst eingeschlafen reißt es mich wieder aus dem Schlaf.
Jetzt warte ich auf eine Schreibeingabe, aber nichts kommt. Es ist komplett ruhig draußen. Kein Wind. Dennoch hat die Nacht nichts Anheimelndes. Ich fühle eine unangenehme Hitze im Kopf – nicht weiter schlimm, aber störend.
Dabei liege ich wie in Versenkung; keine mystische, sondern wie am Grunde eines Schwimmbeckens ohne Wasser, in dem ich mich provisorisch eingerichtet habe. Gefangen. Der Heilige Geist kommt nicht. Wahrscheinlich alles zu voll hier. Alles verstellt. Nur ein schwaches rotes Leuchten am Rande des Schattens meines halbierten Daumens könnte von woanders kommen. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Ehrlich gesagt, ich glaube nicht. Ich spiele mich nur herum.

Vielleicht kann ich doch schlafen. Ich werde das Fenster wieder öffnen, die Luft hier ist schon zu stickig.


Irgendetwas stimmt nicht mit meinem System. Eine leichte Übelkeit. Wie nach einer zu großen Anstrengung. Und unbeweglich bin ich, jede Bewegung fällt schwer.
Ich empfinde nichts, oder nichts Deutliches. Horch ich im mich hinein, ist nur Unlust und frustrierte Empfindungslosigkeit zu spüren, die aus dem manövrierunfähigen Suchapparat kommen.
Auch der Schrei eines Mannes aus dem Lichtschacht kann mich zu nichts anregen oder inspirieren.

Meine Sünden meinen Kindern gegenüber fallen mir ein. Wie sich doch die Muster wiederholen! Langsam löst ein deutlicher Schmerz die frustrierende Empfindungslosigkeit auf. An einer kleinen Stelle fängt er an und breitet sich über die ganze Seele aus. Jetzt kann ich durchatmen und seufzen! Jetzt geht es mir besser!

Jetzt wandere ich im Geist Richtung Stallaalm. Kurz, dann ist das Bild wieder weg. Bei diesem Wandern ist es um etwas ganz Entscheidendes gegangen; was, das konnte ich bei der Schnelligkeit des vorbeiziehenden Bildes nicht erfassen.

Das Bild eines Gefangenen taucht vor mir auf. Sein ganzer Körper, auch sein Gesicht ist mit Tüchern bedeckt. Er ist gefesselt und er kann nichts sehen. Vielleicht ganz undeutlich durch den Stoff. Er wirkt schicksalsergeben. Er sieht für sich keinen Fluchtweg. Vielleicht kommt ihm Flucht auch unehrenhaft vor, obwohl er es besser weiß. Er hat die Definitionsmacht über sich verloren und resigniert aufgegeben. „Da wird nichts mehr!“ denkt er.

Der Wind öffnet die angelehnte Tür und schleicht unsichtbar herein. Er bringt einen Hauch Veränderung. Das bleibt jedoch weit unter der kritischen Masse.       Vielleicht summiert es sich doch!












©Peter Alois Rumpf   August 2016   peteraloisrumpf@gmail.com


0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite