Freitag, 19. August 2016

422 Vollmondnacht

Ich bin neugierig, was heute Nacht aufs Papier kommt. Ich habe nämlich keine Idee. Es ist fast schon zu spät zum Schreiben, denn morgen Vormittag habe ich einiges zu erledigen und einiges vor. Ich bin ein wenig nervös deswegen. Werde ich rechtzeitig aufwachen? Diese Unruhe stört mein Horchen und Schauen. Auf den Samstag kann ich auch nichts verschieben. Der ist schon voll.
Keine gute Stimmung fürs Schreiben.
Die beiden Visionäre kommen mir momentan wie zwei in die Aurakamera lachende alte Krauterer vor. So habe ich sie noch nie gesehen.
Wegen dieser Unruhe fehlt mir bei allem der Untergrund; jeder Satz rutscht aus und wieder den Hang hinunter. Wenn ich einfach weitermache, muß etwas herauskommen. Meine LeserInnen kennen das schon: Surren, Ticken. Mein Hinhören verändert den Ton. Das Surren ist sehr schrill und sehr laut, aber auch das Ticken kommt manchmal näher und entfernt sich wieder. Nur Promille davon sind echt. Wieviele Promille meiner Schreiberei sind „echt“? Ich lebe in einer eigenartigen Stadt: sie hat weltbewegende Menschen beherbergt und hervorgebracht – wie Freud, Mesmer – und sie alle so gut, nein, so schlecht wie vertrieben.



Obwohl ich schon wach bin, wälze ich mich noch im Bett hin und her und versuche die Traumfetzen glatt zu bügeln. Die Katze kratzt an der Tür und als ich sie öffne, kommt sie zuerst nicht herein, dann doch, dann geht sie wieder.
Ich weiß überhaupt nicht, was sich in diesem Haus abspielt, vorallem wer um sechs Uhr in der Früh im Lichtschacht arbeitet. Zumindest klingt es so, als würde jemand – von der Geräuschkulisse her weiblich – im Lichtschacht für eine Fußballmannschaft kochen oder das Frühstück bereiten. (Tagsüber hört man davon nichts.) An manchen Tagen gesellt sich auch männlicher Lärm dazu, auch der rätselhaften, aber handwerklichen Ursprungs. Ich erinnere mich auch an Dialoge Frau – Mann (die tonangebende, dialogführende Stimme war die der Frau). Ich gehe im Geist die Stockwerke durch und wer mit Fenster zum Lichtschacht wohnt; nur das Erdgeschoß ist mir ein Rätsel, das habe ich überhaupt keine Ahnung. Gerade das wird es aber sein.

„Jetzt antworte ich nichts!“ stellt eine innere Stimme fest; keine Ahnung, wer sie was gefragt hat und wer sie überhaupt ist.

Ich bringe ein junge Frau auf einem Lastwagen, hinten unter der Plane, unter und frage nach der Matura.

An einem Knie – was? Was ist damit?

Ich spritze Wasser auf den Fußboden, bereite ihn so fürs Aufwaschen vor. Der Fußboden jedoch ist nicht von dieser Welt.

Ich werde noch ein wenig schlafen.

Die Katze kommt und geht.

Meine Tochter geht mit einer Gebetsmappe aus meinem Traum und kommt beim Aufwachen wieder.

Gott segne diesen Tag. Möge die Macht mit dir sein.












©Peter Alois Rumpf   August 2016   peteraloisrumpf@gmail.com

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