Donnerstag, 21. Juli 2016

412 Am Anfang und am Ende einer Schlafphase

Nachmitternächtliche Umschau. Nur oberflächlich. Ich lausche auch hinaus in die stille, städtische Nacht. Am lautesten ist immer noch mein Ohrensurren. Und das Weckerticken. Es war ein guter Tag heute. Ich habe mehr Interviews zustandegebracht, als sonst bei mir üblich. Da fühle ich mich gleich viel wohler in meinem Körper.
Minutenlang halte ich aufrecht im Bett sitzend mein Notizbuch in der Hand, während meine Gedanken umherschweifen, mir die Augen zufallen und ich zu schreiben vergesse. Was sagt die Leserin? Besser so?



Im Traum war ich wieder, wie so oft, im Haus am Fluß. Und wieder am Tag der Abreise. Große Hektik, um alles in Ordnung zu bringen. Irgendetwas fehlt, ich glaube, es war etwas Technisches, irgendetwas ist nicht an seinem Ort, wird uns der Vermieter ohne Pönale ziehen lassen? Da klingelt das Festnetztelephon. Für mich? Ich bin ja schon fast weg. Wer weiß außerdem, daß ich hier bin und kennt die Telephonnummer vom Haus am Fluß? Es kann nicht für mich sein, aber weil sonst niemand im Raum ist, hebe ich ab. „Hallo?!“ „Servus Peter!“ Ich tue freudig: „Ahh! Servus! … (keine Ahnung, wer das ist) .. wie geht’s?“ Darauf er enttäuscht: „Ah, du erkennst mich nicht!“ Die Stimme ganz traurig. Sie kommt mir schon bekannt vor, aber wer ist es? Peinlich. (Fritz, warst du das? Hast du aus dem Jenseits angerufen? Sei nicht enttäuscht, ich war doch gerade im Stress der Abreise und habe sowieso nicht mehr gewußt, wo mir der Kopf steht. Sei bitte nicht enttäuscht.

Aber es stimmt schon, ich habe dich nie richtig wahrgenommen, aus meinem Hochmut heraus, keine Gedanken an dich verschwendet und bei unseren seltenen Begegnungen ein Gespräch auf gleicher Höhe bloß vorgetäuscht.)


Jetzt … am Wegrand steht so etwas wie ein kleiner Betonbunker, innen führt ein Schacht in die Tiefe. Ungefähr so, wie ehemalige Wasserreservoirs aussehen können. Bei uns in Irdning gab es so einen, links, an der Straße zum Pranzl rauf. Dieses Wasserreservoir war nicht mehr im Betrieb, das kleine Gehäuse ist in die Straßenböschung hineingebaut, eine kleine, normalerweise versperrte Metalltür, und innen ging ein betonierter Schacht ein paar Meter in die Tiefe (oder weniger? Als Kind …) und unten gab es zwei betonierte Kammern. Als Kinder sind wir irgendwann einmal hineingekommen und haben unten Reste von Holzkisten gefunden. Wir waren überzeugt, die stammen noch aus dem Krieg, weil einer von uns behauptet hat, daß dieses leere Wasserreservoir als Bunker genutzt wurde.
So ähnlich schaut auch das im Traum aus. Nur steht es in einer komplett anderen Landschaft: kahl, ockerfarben, fast wüstenartig, keine Häuser weit und breit. Leer, nur eine kleine Schotterstraße führte daran vorbei.
Ich schlüpfe schnell hinein, und als ich den Schacht, der der Anfang eines Fluchttunnels ist, hinuntersteigen will, öffnet ein Kleinkind  - keine Ahnung, woher das so plötzlich gekommen ist – ungefähr ein Jahr alt, es konnte sich gerade wackelig auf den Beinen halten - dauernd die Metalltür; jedesmal, wenn ich sie zugemacht hatte, macht sie der kleine Bub wieder auf und freut sich sichtlich am vermeintlichen Spiel. Diese Metalltüre konnte man nämlich nicht von innen verschließen. Ich wollte das Kind davon abbringen, denn das wußte ich: es geht um sehr viel Geld und irgendetwas an dem, was ich machte, war illegal, um nicht zu sagen kriminell. Eigentlich sollte ich nicht gesehen werden, darum versuchte ich auch das Kind davon abzuhalten, immer wieder die von mir zugezogene Tür aufzumachen. Vergeblich, es lachte und freute sich, daß ich mit ihm spiele. Weil ich die Aufmerksamkeit nicht noch mehr auf mich lenken wollte, rede ich auch den stolzen Vater nicht an, der hinter dem Buben steht und gerade dümmlich ergriffen die Intelligenz seines Kindes bewundert, ich fürchte, Stimme, Sprache, Akzent könnten mich verraten, ich glaube, ich bin ja auch im Ausland, der junge Vater soll sich an möglichst wenig von mir erinnern. Noch dazu, wo ich, gerade als ich die Tür wieder zuziehe, durch den Spalt sehe, daß auf der Straße zwei Reiter herangallopiert kommen – ich denke sofort: berittene Polizei! Ich scheiß auf die Tür und steige in den Schacht, das Kind kommt jetzt auch herein und freut sich und lacht; verdammt, es geht um viel, um sehr viel Geld …
















©Peter Alois Rumpf    Juli 2016                 peteraloisrumpf@gmail.com

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