411 Brösel
Ich huste die Brösel meiner zerbrochenen Persönlichkeit in
die Umgebung hinaus. Unten kehrt jemand Scherben zusammen. Ich versuche, meine
Teilchen wiederzufinden. Ist da etwas im Heulen der Entlüftung? Im Ticken des
Weckers? Im Wind? Der könnte ein paar Teilchen wieder ins Zimmer hereinwehen.
Fliegen welche mit dem abheulenden Flugzeug davon?
Ich bin längst kein Gefäß mit Sprung mehr, sondern ein
zerbrochener Krug. Die Scherben liegen noch irgendwo herum, weil sie noch
keiner weggeräumt hat. Ohne Gestalt taumelt mein loser Inhalt nur mehr hin und
her, schwankt zwischen links und rechts, oben und unten, vorne und hinten,
dreht sich, so herum, anders. Dehnt sich aus, teilt sich, zieht sich zusammen.
Aber nicht als ein befreites leuchtendes Wesen, sondern wie etwas in Zeitlupe
Ausgespucktes. Bald wird sich das Ganze verloren haben und aufgelöst sein. Das
eine vom Boden aufgesaugt, das andere an einem Glasscherben verdunstend, ein
weiteres hat sich in einer Lacke aufgelöst, etwas klebt noch länger an einer
blühenden Wegwarte. Verteilt, und die Teile werden nichts mehr voneinander
wissen, sie werden vergessen haben, daß sie zusammen waren.
(Ist es nicht so: wenn jemand nach einem Unfall oder einem
Paragleiterabsturz mit gebrochener Wirbelsäule da liegt, dann kommt doch auch
die Rettung und der Schwerverletzte wird weggetragen. Da sagt doch auch
niemand: steh auf! Du mußt dir selber helfen! Der wird doch versorgt, und wenn
es verheilt ist, dann lernt er wieder gehen, wenn das noch möglich ist, und man
hilft ihm dabei.)
©Peter Alois Rumpf Juli
2016 peteraloisrumpf@gmail.com
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