Freitag, 15. Juli 2016

406 Das Gleiche

Wie soll ich denn das alles noch beschreiben, mir fallen keine neuen Worte und Bilder mehr ein. Es ist immer das Gleiche; horche, fühle ich im mich hinein, ist diese Schwere da, etwas Würgendes im Hals, etwas Ziehendes ums Herz, dieses innerliche Gebunden- und Gefesseltsein, dieses Wollen und nicht Können, diese Resignation, diese Verzweiflung, diese Hoffnungslosigkeit.
Nicht, daß das wichtig ist, aber das ist da, wenn ich nach innen schaue. Ich beschreibe nur, was da ist.

Die zwei Visionäre glurren mich wieder lächelnd an, aber die sind außen. Außen. Außen. Außen. Die Ruhe vor dem Sturm?

Was höre ich da draußen? Ferne Stimmen? Lache die? Singen die? Es ist zu weit weg, als daß ich das feststellen kann. Kommen die von der Straße? Oder aus einem Fenster? Echt oder aus einem Fernseher? Ich kann es nicht mehr überprüfen, weil eine Entlüftung losgeht und alles überdröhnt. Egal, es kann ja auch eine Sinnestäuschung gewesen sein, es hat so unglaubwürdig geklungen. Jedenfalls war mein Geist für kurze Zeit abgelenkt vom inneren Schmerzreservoir. Ich liege noch ruhig und ratlos da. Es ist zwischen ein und zwei Uhr nachts.

Ich wundere mich jetzt schon, daß ich morgen wieder aufstehen werde. Jetzt rettet mich die Müdigkeit.



(Liebe Leserin! Lieber Leser! Wenn dir die ständigen Wiederholungen meiner Schmerz-, Angst- und Verzweiflungsbeschreibungen schon auf die Nerven gehen, dann bedenke: du mußt das nicht lesen. Du kannst es jederzeit wegklicken. Ich schreibe diesen Text in den Computer, während unten im Hof ständig und wiederholt eine Kettensäge aufheult; oder ein ähnliches Gerät. Überlege einmal, wie nervend dieses Geräusch ist. Und das ist wirklich ein aufdringliches Aufheulen. Dahinter muß sich der Schmerz des zivilisierten Teils der Menschheit verbergen, des Teils, der nicht willens oder nicht in der  Lage ist, sich seiner inneren Ängste, Schmerzen, Verzweiflung zu stellen. In diesem depperten Gerät heult die ganze verdrängende Menschheit auf, zumindest die der industrialisierten Länder, der Menschen, die ihr Inneres nicht anschauen können oder wollen und es deswegen nach außen projizieren. Da heult ihre gequälte Natur, aber weil verdrängt, muß diese Qual an Natur und Umwelt weitergegeben werden, muß alles in den Höfen, Gärten, Parks weggeschnitten werden, was  ihren kalten, simplen, erstorbenen Vorstellungen nicht entspricht. Und nicht etwa in mühsamer, demütiger, in die bearbeitete Natur wahrnehmender und spürender Handarbeit, nein, sondern motor- und lärmgestützt, vom Energieraub hochgeputscht, vollgepumpt mit der Benzindroge, oder dem Elektro-Kokain, zack! zack! weg damit! Weg mit dem störenden Geäst! In einer Art Panik, die eindeutig aus großen inneren Ängsten kommt. Und weil sie die nicht wahrhaben wollen, muß die ganze Umgebung beschnitten werden. Darum muß so fanatisch rasengemäht und unkrautgespritzt werden. Weil die eigene gequälte, beschnittene, zurecht gestutzte Seele nicht ausgehalten wird. Nein, nein, der ganze Wahnsinn da draußen kann erst nachlassen, wenn die Menschen bereit sind, nach innen zu schauen.)










©Peter Alois Rumpf    Juli 2016                 peteraloisrumpf@gmail.com


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