402 Die Sauftour
Heute Nacht träumte mir, ich wäre mit Freunden auf Sauftour
unterwegs. Es müssen Freunde aus anderen Welten gewesen sein, denn jetzt weiß
ich nicht, wer sie waren; ich kenne sie nicht. Im Traum jedoch waren es
Freunde, und als ich feststellte, daß ich irgendwo meine Jacke vergessen hatte
– meine Jacke mit all dem wichtigen Zeugs wie Ausweise, Karten, Schlüssel,
Geld, Diamanten (Scherz!) - sind sie mit mir die Tour zurückgegangen, weil ich
alleine dazu nicht mehr fähig gewesen wäre, bis wir sie in einem Lokal gefunden
haben.
Genaugenommen kann ich mich gar nicht erinnern, irgendetwas
getrunken zu haben, aber im Traum kommen Gewißheiten offensichtlich anders
zustande. Jedenfalls wußte ich trotzdem, es war eine Sauftour. Die Stadt
jedoch, durch die wir zogen, ist mir unbekannt. Oder war es überhaupt eine
Stadt? Vom Aussehen her schon.
Vom Anhören her ist das da draußen jetzt Regen, der angenehm
plätschert und hoffentlich die Hitze bricht. Ich habe bei offenem Fenster
geschlafen und genieße das schöne, beruhigende, vielversprechende Geräusch des
Wassers. Das Geheul einer Klimaanlage oder eines Dunstabzuges im Lichtschacht
übertönt den zarten Regen. Egal! Die Erde wird trotzdem naß. Jetzt kommt noch
ein zweites solches Gerät dazu. Rücksichtslos ist das schon! Ich halte mich
zurück, um mich nicht zu ärgern, aber schade um die schöne, herzerfrischende
Morgenstimmung ist es doch.
Immer das Übertönen des Zarten, Heilenden durch Lärm und
heulende technologische Wichtigtuerei, dieses Aufgetrumpfe angeblicher
Vernunft, dem man schwer etwas entgegensetzen kann, weil es ja so g'scheit und
praktisch daherkommt, auch dann, wenn es zurückhaltender auftritt, weil es
sowieso kaum Widerstand befürchten muß. Klimaanlage – wie praktisch! Wie
bequem! Schau – zack! Problem gelöst. Hitze, Kälte – alles kein Problem.
Wie liebe ich es, auf der Alm einzuheizen, auch wenn es oft
mühsam ist und bei entsprechendem Wetter der Rauchfang schlecht zieht und die
Hütte verraucht ist. Es kann sehr kalt sein am Morgen, daß man noch schlottert,
bis es allmählich warm wird in der Hütte, wenn dann das Feuer endlich brennt
und knistert.
Jetzt höre ich wieder den Regen, der stärker wird. Sanft
massiert er meine verspannte Seele und ich schlafe vor lauter Ruhe und Genuß
beinahe wieder ein.
Der Regen hat wieder aufgehört und eine leere Stille bleibt
zurück, in der sich das Ticken des Weckers in den Vordergrund schiebt.
Der Regen setzt nach fünf Minuten neuerlich ein und gleich
entsteht wieder diese besondere Stimmung. Ich strecke meine Füße aus und
schließe die Augen. Ich lausche und sauge mit der Nase den Duft der frischen
feuchten Luft ein.
©Peter Alois Rumpf Juli
2016 peteraloisrumpf@gmail.com
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