Donnerstag, 14. Juli 2016

405 Sturmböen

Kann ich bei diesem Wetter das Fenster offen lassen? Mitternacht ist vorbei. Draußen kommen immer wieder Sturmböen auf. Aber jetzt ist es ruhig. Ich versuche es.

Mein Schreiben hat nur mehr wenig mit literarischen Ambitionen zu tun. Ich will nur nicht stillschweigend untergehen. Ich will zumindest versucht haben, mein Inneres nach außen zu bringen. Zu diesem Versuch gehört auch, daß es wahrgenommen werden kann. Ich will auch das Wahrgenommenwerden versucht haben. Vielleicht kann irgendwer irgendwann irgendetwas damit anfangen. Auch ich selber habe gar nicht bemerkt, was da alles in mir ist. Ich glaube nicht, daß ich das in erster Linie aus Angst vor dem Inhalt nicht gesehen habe, sondern aus Angst vor den und aus Angst um die Autoritäten, die mir verboten haben, das alles zu sehen, eingeschüchtert und zum Komplizen gemacht seit frühester Kindheit. Aufgewachsen in schweren Lebenslügen. Jetzt erst beginnt sich der Nebel zu lichten. Durch Lesen, aber auch durch meine Schreiberei.
Da erschrecke ich manchmal, ein wenig wie der Reiter vom Bodensee, und wundere mich, daß ich nicht schon längst eingebrochen bin.
Aber habe ich jetzt bereits – endlich! - festen Boden unter den Füßen? Oder bin ich noch auf dem Eis und der nächste Föhnsturm bringt den Untergang? Ein wenig schwimmen wäre vielleicht auch noch möglich, wenn es nicht zu kalt ist und nicht zu lange dauert.

Immer, wenn ich mein Leben spüre, ist es vor allem Trauer und Schmerz. Das macht nichts! Wenn dafür nur genug Raum da ist.

Ein kurzer, heftiger Windstoß hat im Lichtschacht krachend etwas umgeworfen oder zugeschlagen. Ich schrecke aus dem Schlaf auf und weiß noch aus dem Traum, daß mir drüben mein Pyjama noch nicht angemessen ist.














©Peter Alois Rumpf    Juli 2016                 peteraloisrumpf@gmail.com

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