405 Sturmböen
Kann ich bei diesem Wetter das Fenster offen lassen?
Mitternacht ist vorbei. Draußen kommen immer wieder Sturmböen auf. Aber jetzt
ist es ruhig. Ich versuche es.
Mein Schreiben hat nur mehr wenig mit literarischen
Ambitionen zu tun. Ich will nur nicht stillschweigend untergehen. Ich will
zumindest versucht haben, mein Inneres nach außen zu bringen. Zu diesem Versuch
gehört auch, daß es wahrgenommen werden kann. Ich will auch das
Wahrgenommenwerden versucht haben. Vielleicht kann irgendwer irgendwann
irgendetwas damit anfangen. Auch ich selber habe gar nicht bemerkt, was da
alles in mir ist. Ich glaube nicht, daß ich das in erster Linie aus Angst vor
dem Inhalt nicht gesehen habe, sondern aus Angst vor den und aus Angst um die
Autoritäten, die mir verboten haben, das alles zu sehen, eingeschüchtert und
zum Komplizen gemacht seit frühester Kindheit. Aufgewachsen in schweren
Lebenslügen. Jetzt erst beginnt sich der Nebel zu lichten. Durch Lesen, aber
auch durch meine Schreiberei.
Da erschrecke ich manchmal, ein wenig wie der Reiter vom
Bodensee, und wundere mich, daß ich nicht schon längst eingebrochen bin.
Aber habe ich jetzt bereits – endlich! - festen Boden unter
den Füßen? Oder bin ich noch auf dem Eis und der nächste Föhnsturm bringt den
Untergang? Ein wenig schwimmen wäre vielleicht auch noch möglich, wenn es nicht
zu kalt ist und nicht zu lange dauert.
Immer, wenn ich mein Leben spüre, ist es vor allem Trauer
und Schmerz. Das macht nichts! Wenn dafür nur genug Raum da ist.
Ein kurzer, heftiger Windstoß hat im Lichtschacht krachend
etwas umgeworfen oder zugeschlagen. Ich schrecke aus dem Schlaf auf und weiß
noch aus dem Traum, daß mir drüben mein Pyjama noch nicht angemessen ist.
©Peter Alois Rumpf Juli
2016 peteraloisrumpf@gmail.com
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