413 Die Folgerichtigkeit löst sich auf
Oh wie ist das herrlich, so müde zu sein, weit nach
Mitternacht, daß sich die Gedanken auflösen, jede Folgerichtigkeit lautlos
zerreißt, das Schreiben nicht mehr geht. Vor allem, wenn man schon im stillen
Bett sitzt und sich nur ausstrecken braucht. Alle diese festgemauerten
Gedankengebäude werden weich wie ungebrannter Lehm im Regen. Ich greife noch
nach Gedanken, Gefühlen, dem Kugelschreiber, um Halt zu finden, aber ich lache
unhörbar darüber, wie ich danebengreife, oder in Nebel, Wolkenfetzen.
Ich betrachte meine wirklich alt gewordene Haut an der
Oberseite meiner linken Hand, die gerade noch das Buch hält oder sich gerade
noch am Buch anhält. Es will etwas wie Wehmut aufkommen, aber, Gottseidank! ich
bin viel zu müde, auch zu müde für Selbstmitleid. Auch meine persönliche
Geschichte ist nur so ein Nebelstreifen, der herumzieht, dabei seine Form
verändert und sich bald auflösen wird, wie Milliarden andere auch. Was für eine
Freiheit in der Angebundenheit an den Schlaf. Vom Tod will ich gar nicht reden.
Wieder aufgewacht machen mir die Katzen ihre Aufwartung.
Unidentifizierte Geräusche aus Traum und Lichtschacht treffen auf mich auf und
platzen in meiner Nabelgegend, kugelförmig herangeschwebt wie festere
Seifenblasen. Die Rufe der Krähe zur Bestätigung. Am Rande des Gesichtsfeldes
scheint meine Wahrnehmung ins Schwarz-Weiß zu verblassen, wie auf schlecht
kolorierten Photographien aus dem neunzehnten Jahrhundert.
©Peter Alois Rumpf Juli
2016 peteraloisrumpf@gmail.com
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