Dienstag, 15. Dezember 2015

250 Gold

Heute habe ich im Traum einem germanischen Gott ein Packerl Gold zugeworfen: ich weiß nicht, war es Thor, Odin oder Freyr, oder ein ganz anderer – ich kenne mich bei ihnen nicht so gut aus. Baldur ist es nicht, das weiß ich, und auch nicht der, der an einem Baum gehängt wird, der mit dem Schlapphut. Es war Nacht und neblig, ich stand in einem lichten, parkähnlichen Hain, wenig Bäume, kaum Gebüsch, viele freie Flächen und warf dem Gott das Gold so ein, zwei Meter vor seine Füße hin, schön in Plastik eingeschweißt, damit es nicht dreckig wird.

Es ist ein demütiges, aber wertvolles Geschenk, eine Opfergabe, von mir, einem unterdurchschnittlichen Erdenwandler an ihn, die Gottheit. Es war nicht so, daß ich jetzt besonders Angst vor ihm gehabt hätte, und die Absicht, mich mit ihm gut zu stellen mag vielleicht ein wenig mitgeschwungen sein, aber war nicht der Hauptgrund. Der wirkliche Grund war Verehrung; eine Gabe der Verehrung; hingeworfen, weil ich nicht näher an ihn herantreten wollte. Der Respekt vorm Gott war schon groß. Ich meine, wer, wenn er einem Gott begegnet, geht einfach auf ihn zu und sagt „Servus!“ oder „Hallo!“ und hebt vielleicht noch die Hand in einer legeren Geste? Übrigens, bei mir wäre es eher die linke Hand, denn ich bin Linkshänder. Also, so einen Abstand von zehn, fünfzehn Metern habe ich schon eingehalten, möglicherweise waren es nur acht und den Busch da gleich links vor mir kann ich, wenn es sein muß, als Deckung benutzen.

Also ich werfe dem Gott das Gold so ein, zwei Meter vor seine Füße hin, schön in Plastik eingeschweißt, damit es nicht dreckig wird, aber der merkt es nicht. Sicher, es ist dunkel und neblig, aber warum sieht er es nicht? Er als Gott! Der Gott trägt eine Rüstung mit Helm, wenn ich es mir richtig gemerkt habe, mit zwei Hörnern. Er bückt sich auch, aber das Packerl Gold nimmt er nicht. Will er es nicht nehmen? Oder sieht er es nicht? Ich bin wirklich irritiert. Ist es überhaupt ein Gott? Oder doch nur irgendein germanischer Kämpfer?

Jetzt träume ich die Szene noch einmal, aber das ist wichtig: ich werfe ihm nicht ein zweites Mal Gold zu, sondern ich erlebe die Szene nochmals; also Stopp! Retour! Und wieder Start! Aber diesmal ist es tatsächlich kein Gott, sondern ein germanischer Krieger; ich werfe ihm mein plastikverschweißtes Gold hin und jetzt bin ich der – ja, wie soll ich das sagen, ohne daß es zu blöd daherkommt? - ich bin also – verdammt, fällt mir das schwer, das hinzuschreiben! - also: ich bin jetzt der Gott und prüfe den Helden da. Ich werfe ihm das Packerl hin und der Trottel merkt es nicht. Er bückt sich, sieht es nicht; wie kann man nur so daneben sein? Da bekommt er ein wertvolles Geschenk von oben, einfach nur so vor die Füße geschmissen, braucht vorher keine großen Heldentaten vollbringen, braucht keine schweren Prüfungen bestehen oder jahrzehntelang suchend herumirren, nein, kommt nur einfach so durch den in der Nacht finsteren, aber eigentlich lichten Wald spaziert und – platsch! - ein Sackerl Gold vor seinen Füßen. Moment, Moment! Ein „Platsch“ habe ich eigentlich nicht gehört. Nein, da war kein Geräusch. Egal, jedenfalls landet das Gold – meinetwegen lautlos, aber deutlich vor seinen Füßen und der Dolm merkt es nicht! Wie kann man nur so unaufmerksam und gleichgültig sein! Bückt sich runter, grabbelt da am Boden herum, aber sieht das wertvolle Gold nicht. Wie kann man nur so in seinen Geschichten versunken sein, daß man ein solches Geschenk übersieht? Das hätte ich gleich merken können, wie er über die sanfte Bodenwelle gekommen ist, daß der wie ein Traumwandler unterwegs ist, schaut nur vor sich hin, ohne zu sehen. Oh Gott! So eine Verschwendung! (Also hier, an dieser Stelle, meine ich mich selbst nicht mit „Gott“. Das muß schon klar sein!)

Nun, an dieser Stelle bin ich aufgewacht. Ich hätte gerne gewußt, wie es weitergeht. Habe ich mir das Gold wieder zurückgeholt? Habe ich es liegen lassen, damit es irgendwann, vielleicht erst in Jahrhunderten, ein anderer oder eine andere findet? Es könnte ja sein, daß Frauen aufmerksamer sind. Eventuell.
Und wie geht mein Leben als Gott weiter? Ich meine, das war ja noch nichts, das bißerl Gold hinwerfen. Aber sonst? Wäre ich der Göttervater, mit einer Gattin oder mehreren? Oder überhaupt ein Weiberheld wie Zeus? Oder wie einer der schrecklichen wie, wie … wie heißen sie nur alle! Gut, schrecklich sind sie irgendwie ja alle, mehr oder weniger. Oder wäre ich ein Schönling wie Baldur? Ein Säufer wie Bacchus? Ein Künstler wie Apoll? Oder bloß einer der Halbgötter? Oder ein Gottessohn wie Orpheus, der trauernd und singend herumzieht? Oder gar wie der unheilbringende Loki (Ich habe inzwischen im Lexikon nachgeschaut.) Fragen über Fragen, auf die es keine Antworten gibt.












©Peter Alois Rumpf Dezember 2015 peteraloisrumpf@gmail.com


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