230 The Smiths lösen bei mir voradventliche Vorweihnachtsstimmung aus
Ich höre mir die ganze Zeit „Stop me
if you think you've heard this one before“ von den Smiths an und es
löst in mir starke Gefühle aus, über die ich mich selber wundere.
Nicht darüber, daß ein Musikstück für mich auf einmal etwas
ausdrückt, das mich ganz trifft und ich geradezu süchtig danach
werde, es anzuhören. Das ist nicht neu – das gibt es immer wieder
und kann ganz verschiedene Musikstücke aus verschiedenen
Musikrichtungen treffen. (Dabei schaltet mein Verstand sofort auf
Warnung: „Warnung! Überprüfe, ob da etwas mit dir nicht stimmt!
Das ist ein Symptom! Projektion und Sentimentalität?
Wiederholungszwang und Gefühlsduselei? Denk auch an die
Sentimentalitäten der Nazis! Echte oder unechte Gefühle?“) Nein,
ich wundere mich über die Heftigkeit der Gefühle, denn ich könnte
heulen, heulen, heulen. Das Wasser steht mir in den Augen, aber ich
weine nicht.
Was ist das? Es ist die Musik, die das
auslöst. Der Text ist es nicht, denn ich kann nicht genug Englisch,
um ihn zu verstehen, nur „nothing's changed/ I still love you“
bleibt noch hängen; wobei ich das – wohl gegen den Text – vom
Empfinden her universal auffasse und meine Liebe zur Welt, zu den
Menschen, meinen Eltern, meinen Kindern, zu meiner Frau und ….. zur
Existenz überhaupt meine, die ich aber so gar nicht wirklich
entfalten kann. Dabei ist diese Liebe im Inneren ja da. Immer. Ich
spüre sie doch jetzt! Ach! Wie bleibe ich hinter meinen
Möglichkeiten zurück! Das tut weh. Das tut sehr weh.
Gleichzeitig, wenn ich dieser Liebe in
meiner Lebensgeschichte nachgehe und mich dann als das Kind sehe, das
dasteht mit seiner angeborenen Liebe und sie wird nicht wahrgenommen,
dann spüre ich die Verlassenheit, Schutzlosigkeit und Einsamkeit
meiner Kindheit. Meine ganze armselige, gebrochene Existenz, die
Inkarnation eines verstummten Hilfeschreis, den niemand sieht, einer
versteckten Klage, die niemand hört. Auch das tut weh, sehr weh.
Ich meine das so - und das gilt für
alle: ein Kind komme als reine Liebe auf die Welt und was macht die
„Welt“ damit? Sie beurteilt, bewertet, benotet und bekämpft
diese Liebe, verschmäht und entwertet sie; sie führt einen Krieg,
man landet mitten in einem Schlachtfeld, ob offen oder
zivilisatorisch verkleidet.
Schön, daß ich kaum Englisch verstehe
und - während ich der Musik lausche - mein eigenes Drama ausspinnen
kann. Und schön, daß bald Weihnachten kommt, denn da feiern wir,
daß es ein paar luzide Menschen gibt, die vor dieser angekommenen
Liebe auf die Knie gehen und sie in diesem Kind ehren. Mein Gott! Was
werde ich da wieder heulen! Und die Tränen hinunterwürgen.
Und auf die Gefahr hin, daß ich mich
wiederhole: „I still love you“ (Das würde ich gerne von einer
Bühne in die Welt hinaussingen! Gekonnt natürlich); die Liebe ist
noch nicht gänzlich abgewürgt. Sie ist im Innersten noch da. Auch
das gilt für alle. Ich betone: für alle! Namaste!
©Peter
Alois Rumpf November 2015
peteraloisrumpf@gmail.com
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