Samstag, 14. November 2015

230 The Smiths lösen bei mir voradventliche Vorweihnachtsstimmung aus


Ich höre mir die ganze Zeit „Stop me if you think you've heard this one before“ von den Smiths an und es löst in mir starke Gefühle aus, über die ich mich selber wundere. Nicht darüber, daß ein Musikstück für mich auf einmal etwas ausdrückt, das mich ganz trifft und ich geradezu süchtig danach werde, es anzuhören. Das ist nicht neu – das gibt es immer wieder und kann ganz verschiedene Musikstücke aus verschiedenen Musikrichtungen treffen. (Dabei schaltet mein Verstand sofort auf Warnung: „Warnung! Überprüfe, ob da etwas mit dir nicht stimmt! Das ist ein Symptom! Projektion und Sentimentalität? Wiederholungszwang und Gefühlsduselei? Denk auch an die Sentimentalitäten der Nazis! Echte oder unechte Gefühle?“) Nein, ich wundere mich über die Heftigkeit der Gefühle, denn ich könnte heulen, heulen, heulen. Das Wasser steht mir in den Augen, aber ich weine nicht.

Was ist das? Es ist die Musik, die das auslöst. Der Text ist es nicht, denn ich kann nicht genug Englisch, um ihn zu verstehen, nur „nothing's changed/ I still love you“ bleibt noch hängen; wobei ich das – wohl gegen den Text – vom Empfinden her universal auffasse und meine Liebe zur Welt, zu den Menschen, meinen Eltern, meinen Kindern, zu meiner Frau und ….. zur Existenz überhaupt meine, die ich aber so gar nicht wirklich entfalten kann. Dabei ist diese Liebe im Inneren ja da. Immer. Ich spüre sie doch jetzt! Ach! Wie bleibe ich hinter meinen Möglichkeiten zurück! Das tut weh. Das tut sehr weh.

Gleichzeitig, wenn ich dieser Liebe in meiner Lebensgeschichte nachgehe und mich dann als das Kind sehe, das dasteht mit seiner angeborenen Liebe und sie wird nicht wahrgenommen, dann spüre ich die Verlassenheit, Schutzlosigkeit und Einsamkeit meiner Kindheit. Meine ganze armselige, gebrochene Existenz, die Inkarnation eines verstummten Hilfeschreis, den niemand sieht, einer versteckten Klage, die niemand hört. Auch das tut weh, sehr weh.

Ich meine das so - und das gilt für alle: ein Kind komme als reine Liebe auf die Welt und was macht die „Welt“ damit? Sie beurteilt, bewertet, benotet und bekämpft diese Liebe, verschmäht und entwertet sie; sie führt einen Krieg, man landet mitten in einem Schlachtfeld, ob offen oder zivilisatorisch verkleidet.

Schön, daß ich kaum Englisch verstehe und - während ich der Musik lausche - mein eigenes Drama ausspinnen kann. Und schön, daß bald Weihnachten kommt, denn da feiern wir, daß es ein paar luzide Menschen gibt, die vor dieser angekommenen Liebe auf die Knie gehen und sie in diesem Kind ehren. Mein Gott! Was werde ich da wieder heulen! Und die Tränen hinunterwürgen.

Und auf die Gefahr hin, daß ich mich wiederhole: „I still love you“ (Das würde ich gerne von einer Bühne in die Welt hinaussingen! Gekonnt natürlich); die Liebe ist noch nicht gänzlich abgewürgt. Sie ist im Innersten noch da. Auch das gilt für alle. Ich betone: für alle! Namaste!










©Peter Alois Rumpf November 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

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