Dienstag, 3. November 2015

223 Ich komme nicht weiter


Ich liege im Bett ausgestreckt, auf der Seite nach rechts gedreht, und schaue in der Dunkelheit unzentriert auf die alte Wand und die Pölster, die ich dort hingelehnt habe, weil ich die nur brauche, wenn ich im Bett lese oder schreibe. In die Dämmerung eingehüllt liege ich da, ein Bündel aus Gefühlen, Wahrnehmungen, Gedanken, die meisten davon Ablagerungen aus meiner Vergangenheit, aus meiner Eiszeit, fremdartig und vertraut gleichzeitig. Durch irgendetwas zusammengehalten, von dem ich keine Ahnung habe, was es ist. Lustlos zusammengehalten wie aus Gewohnheit. Jederzeit bereit, dieses Bündel aufzulösen in Traumelemente, Träume, Phantasien.
Es brauche nur ein wenig Stille – schon verrutscht etwas, ein paar Sekunden Warten – schon kippe ich weg. Ich? Wer ist „ich“?
Diese Frage scheint mich nicht sonderlich zu interessieren; auch sie löst sich gleich wieder auf, hängt nur noch als Gedanke weiter in der Luft.
Ich ahne, die Frage könnte wichtig sein, aber bringe nicht genug Lust und Kraft auf, sie weiter zu verfolgen.
Eine andere Ahnung meint, diese Frage sei unwichtig. Aber so geht es auch nicht.

Wieder schaue ich auf die Wand. Ihre Dunkelheit nimmt von unten nach oben ab. Geometrische Muster und unzählige, verschiedenartige Flecken, alle in unterschiedlichen Schwarz- und Grautönen, schwimmen durch mein Gesichtsfeld. Jetzt erst merke ich, ich habe die Augen geschlossen.
Ich finde eine geheimen, überraschend kurzen Gang von dort, wo ich bin, zu einem Turnsaal, der irgendwie wichtig ist, der der offiziellen Welt angehört. Welcher Welt? Wo bin ich da? Warum ein Turnsaal? In welchem Stück bin ich?
Ich weiß nur, daß der Gang sich unterirdisch nach links gebogen hat und daß der Ort, von dem ich ausgegangen bin, innen war. Und oben, an der Oberfläche, vom Turnsaal sehr weit entfernt. Dieser Ort war eingehüllt, dunkel, warm und intim. In meinem Inneren oder im Inneren einer eigenen Welt. Der Turnsaal ist hell und offiziell. Auch für eine Turnhalle sehr groß und hoch, ein moderner Bau, auf einer Seite scheint er offen zu sein, ohne Wand geht es direkt ins Freie. Bäume stehen da und ein ebener Vorplatz läßt sich ahnen. Was hat es mit dieser komischen Turnhalle auf sich? Habe ich wieder etwas verpasst? Wieder nichts mitgekriegt?

So komme ich auch nicht weiter.
















©Peter Alois Rumpf November 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite