223 Ich komme nicht weiter
Ich liege im Bett ausgestreckt, auf der
Seite nach rechts gedreht, und schaue in der Dunkelheit unzentriert
auf die alte Wand und die Pölster, die ich dort hingelehnt habe,
weil ich die nur brauche, wenn ich im Bett lese oder schreibe. In die
Dämmerung eingehüllt liege ich da, ein Bündel aus Gefühlen,
Wahrnehmungen, Gedanken, die meisten davon Ablagerungen aus meiner
Vergangenheit, aus meiner Eiszeit, fremdartig und vertraut
gleichzeitig. Durch irgendetwas zusammengehalten, von dem ich keine
Ahnung habe, was es ist. Lustlos zusammengehalten wie aus Gewohnheit.
Jederzeit bereit, dieses Bündel aufzulösen in Traumelemente,
Träume, Phantasien.
Es brauche nur ein wenig Stille –
schon verrutscht etwas, ein paar Sekunden Warten – schon kippe ich
weg. Ich? Wer ist „ich“?
Diese Frage scheint mich nicht
sonderlich zu interessieren; auch sie löst sich gleich wieder auf,
hängt nur noch als Gedanke weiter in der Luft.
Ich ahne, die Frage könnte wichtig
sein, aber bringe nicht genug Lust und Kraft auf, sie weiter zu
verfolgen.
Eine andere Ahnung meint, diese Frage
sei unwichtig. Aber so geht es auch nicht.
Wieder schaue ich auf die Wand. Ihre
Dunkelheit nimmt von unten nach oben ab. Geometrische Muster und
unzählige, verschiedenartige Flecken, alle in unterschiedlichen
Schwarz- und Grautönen, schwimmen durch mein Gesichtsfeld. Jetzt
erst merke ich, ich habe die Augen geschlossen.
Ich finde eine geheimen, überraschend
kurzen Gang von dort, wo ich bin, zu einem Turnsaal, der irgendwie
wichtig ist, der der offiziellen Welt angehört. Welcher Welt? Wo bin
ich da? Warum ein Turnsaal? In welchem Stück bin ich?
Ich weiß nur, daß der Gang sich
unterirdisch nach links gebogen hat und daß der Ort, von dem ich
ausgegangen bin, innen war. Und oben, an der Oberfläche, vom
Turnsaal sehr weit entfernt. Dieser Ort war eingehüllt, dunkel, warm
und intim. In meinem Inneren oder im Inneren einer eigenen Welt. Der
Turnsaal ist hell und offiziell. Auch für eine Turnhalle sehr groß
und hoch, ein moderner Bau, auf einer Seite scheint er offen zu sein,
ohne Wand geht es direkt ins Freie. Bäume stehen da und ein ebener
Vorplatz läßt sich ahnen. Was hat es mit dieser komischen Turnhalle
auf sich? Habe ich wieder etwas verpasst? Wieder nichts mitgekriegt?
So komme ich auch nicht weiter.
©Peter
Alois Rumpf November 2015 peteraloisrumpf@gmail.com
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