215 Gefährdeter Morgen
Ich glaube nicht, daß ein akzeptabler
Text entsteht, wenn ich mir jetzt die Pölster unter Rücken und
Nacken schiebe, das Leselicht aufdrehe, die Brille aufsetze,
Notizbuch und Kugelschreiber in die Hand nehme und zu schreiben
beginne. Ich bin schon zu nervös, zu unruhig. Der morgige Tag mit
seinen zu erwartenden Anforderungen greift schon auf mich zu; ich
weiß noch nicht, welches Hemd ich auswählen soll; bügeln sollte
ich es auch noch.
Die Waschmaschine unten schleudert ihre
Rotationsgeräusche herauf. Bis zum Beginn meines heutigen
Arbeitstages sind es noch fünf Stunden, aber mein ganzes
Vormittagsprogramm bekomme ich nicht mehr unter. Und – ich bin
nervös, unruhig. Keine Muse. Nein, das wird kein guter Text;
hoffentlich widerstehe ich dem Zwang, weiterzuschreiben, und höre
bald damit auf.
Ein wenig ärgere ich mich, weil ich
mich so leicht nervös machen lasse. Überhaupt keine Haltung
gegenüber den Anforderungen aus Alltag und Welt; gleich sacke ich
zusammen. Diese elenden, ewigen Versagensängste!
Ich brauche noch einen anderen Schluß.
Eine Krähe ruft kurz vor meinem
Fenster. Danke, liebe Krähe, ich weiß, woran du mich erinnern
willst: der alte Krähenvogel läßt grüßen.
©Peter
Alois Rumpf Oktober 2015 peteraloisrumpf@gmail.com
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