Mittwoch, 7. Oktober 2015

205 In der Nacht und in der Früh


Stille. Tatüü! Tatüü! - draußen, aber trotzdem Stille. Ich bin müde, so müde. Meine Seele ist erschöpft. Der Dunstabzug draußen springt an, oder ist es eine Klimaanlage? Vielleicht ist gar nicht meine Seele erschöpft, sondern mein Geist. Oder gar nicht mein Geist, sondern mein Ego. Das wäre nicht schlecht. Oder dem Ego geht es gut, es blüht und gedeiht und denkt sich für seine Umgebung Spielchen aus. Zum Beispiel: „ich bin so erschöpft!“

In meinen Augenhöhlen wohnt schon die Müdigkeit; in meinen Ohren Surren, Ticken und Stille. Das Gerät draußen hat sich wieder abgeschaltet.

In meinem Zimmer ist alles ganz klar, wie es die Luft nach einem Regen ist, aber es regnet nicht. Ganz ferne das Brausen eines Flugzeuges. Mir fallen schon die Augen zu. Ein Hund bellt verhalten. Ich werde das Fenster schließen um zu schlafen. Die Haustüre fällt laut ins Schloß. Jemand steigt die Stiege herauf. Türen öffnen und schließen sich.


Aus dem Traum hochgerissen durch den Schreck vor einer verletzten, giftgrünen Schlange mit oranger Wunde, die nach mir schnappt. Ich wundere mich, daß ich es bis ins Badezimmer geschafft habe, konturlos wie ich bin. Eine amorphe, zitternde Masse, ohne Haut, ein wehrloser Klumpen. Ich fühle jetzt die Fußsohlen, die auf dem Bett liegen, weil ich meine Füße angezogen abstütze, und mein Ich ungefähr in Kopf-Nacken-Höhe, ansonsten nur konturlose Masse, irgendwie hervorquellend. Ein wenig spüre ich den Kugelschreiber in der rechten Hand. Diese drei konkreteren Orte schweben in dieser amorphen Masse, lose zusammengehalten vom schrillen Surren drumherum.

Ich will eine Erklärung sofort und sinke in die amorphe Welt, wo alles aus amorpher Masse besteht, aber die Antwort driftet irgendwie an mir vorbei. Blinkende, nicht zuordenbare Erinnerungsstücke treiben in der amorphen Masse herum, sowohl in meiner, als auch in der der Umgebung. Ich denke an den Tod eines Musikers, der uns noch bevorsteht. Mein Kopf fällt zur Seite, hält aber noch irgendwie Kontakt. Okey! Ich schlafe wieder.


Draußen macht ein schöner Regen die Straßen, die Höfe, die Stadt schwermütig, melancholisch und vor allem die Luft rein. Ich bin erschrocken, wie spät es schon ist. Eine düstere Stimmung erfaßt die Welt. Das stimmt möglicherweise nicht, denn ein Mann und eine Frau kommen in heiterem Gespräch und Lachen die Stiege herauf. Regentropfen klopfen an mein Fenster. Ratlos blicke ich umher. Was jetzt?












©Peter Alois Rumpf Oktober 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

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