Freitag, 2. Oktober 2015

202 Freitag


Die fernen Kirchenglocken höre ich bis in meinen Schlaf. Sie rufen mich. Ich fühle, daß sie mich rufen. Eine leichte Wehmut und ein leichter Schmerz ziehen durch meine Seele. Wie beim Gedanken an eine gescheiterte Liebe. Sei's drum! Es ist vorbei. Ich wundere mich und schüttle den Kopf und wende mich neuen Abenteuern zu. Meinen neuen Liebesgeschichten.


Der Schmerz in meinem Kreuz sitzt einem strahlend blauen Himmel gegenüber. Komuskra tengri. Langsam biegt ein sanfter Wind den Weidenbaum nach rechts, nicht ruckartig, sondern stetig, zart und dennoch kraftvoll. Dann läßt er ihn wieder in die Aufrechte zurückgleiten. Dann wiegt er alle Bäume hin und her, wie in einer Liebkosung. „Der Wind, der Wind, das himmlische Kind!“ „Himmel und Erde vereinigen sich.“

Die wiegenden Bäume scheinen keine Kreuzschmerzen zu kennen, sie verhärten sich nicht in falschem Widerstand. Sie geben sich dem Wind hin, aber unterwerfen sich nicht. Ist es wrklich so?

Was will mir mein Kreuz sagen? In diesem Kreuzschmerz werde ich nicht siegen? Bei diesem Kreuzworträtsel finde ich keine Lösung.

Lebhaft bewegen sich die Bäume. Sie scheinen mir irgendeine Erleuchtung zuzufächeln, aber ich sitze verständnislos da. Ein kleines Ästchen strengt sich besonders an und winkt mir heftig zu. Ich verstehe nichts. Ich schaue drein wie ein dumber Tor. Die ganze Welt weiß es, hat es verstanden, nur ich nicht.

Bevor sich der Frust verfestigt, muß ich lächeln. Wie kann ich nur so vernagelt sein ?! Ich schüttle meinen Kopf. Wie sehr kann man sich gegen die Erleuchtung wehren!

Trotzdem bin ich im Frieden mit mir. Das ist ja alles ganz normal. „Aniada a noar!“ Ein jeder ein Narr. Ein tiefer, erleichternder Seufzer entströmt meiner Brust. Ich kann immer noch lächeln. Das tue ich doch gern.









©Peter Alois Rumpf Oktober 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite