Freitag, 9. Oktober 2015

207 Morgendämmerung


Die Dunkelheit hier war so schön, daß die Lichtsäule, die im Spalt zwischen Rollo und Fensternische entstand, wie ein heiliger? heilender? heiler? Gruß aus einer größeren Welt an ihrem Ort schwebte.

Dieser sanfte Knäuel aus Dunkelheit hier im Zimmer. Schemenhaft ahne ich das Bücherregal, den Schreibtisch mit seinen Aufbauten, die Bilder, Zeichnungen, Blätter an den Wänden, meine Jacke, die an der Tür hängt....

Unten hat der Tag schon längst begonnen, ich kann ihn laut und deutlich hören. Hier ist noch Nacht. Ihre letzte, vergebliche Zuflucht. Ich selber bin noch erfüllt von warmem, aber verzehrendem Gefühl, beim Lesen eingesickert oder aus porösem Grund langsam emporgestiegen. Als ich dann die Leselampe gelöscht habe, war ich wieder in nächtliche Dunkelheit eingehüllt. Eingehüllt in einen warmen, schützenden Umhang, den mir eine gütige, weibliche Kraft zum Trost umgelegt hatte.
In meinem Inneren spüre ich ein Ziehen. Irgendetwas außen versucht irgendetwas aus meinem Inneren herauszuziehen, etwas, das selber hinaus will.

Es ist nicht die Dunkelheit, die mich umhüllt, die dieses Hinauswollende durchstoßen muß, sondern die zähe Membran, die mich von der Welt trennt. Von welcher Welt auch immer.
Eigenartig, dieses verzehrende Ziehen spüre ich in meinem Inneren, ungefähr in meinem Bauch, ganz unten, beginnend bis hinter meine Augenhöhlen hinauf. Eine innere Säule aus Sehnsucht. Wonach? Nach der Verbundenheit mit allem?

Jetzt ist es auch unten ganz still. Um mich nur die üblichen tickenden, surrenden Übergangsgeräusche, am Übergang zwischen sogenanntem Traum und sogenannter Wirklichkeit.

Die Lichtsäule beim Fenster wirft schon schwaches Licht auf die Kanten der Regalbretter. So wird an den Rändern das Dämmrige immer stärker und die Dunkelheit hat sich links der Mitte des Raumes, in Bodennähe, geschützt vom Schreibtischschatten zurückgezogen, in Gestalt einer kleineren, dunklen, schwebenden Kugel.












©Peter Alois Rumpf Oktober 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

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