Dienstag, 16. Juni 2015

140 Der Turm zu Babel


Ich habe es zu weit getrieben, mit meiner Mißachtung, mit meinen Sticheleien, mit meiner Unzufriedenheit. Ich verstehe nicht mehr, was vorgeht.
Leute, die Besitzer oder Chefs sind, ob bodenständig oder firmentypisch.
Ich verlege mich aufs Bitten – nein.
„Ich darf mich nicht mit Sternen schmücken, denn meine Reise war nicht gut.“
Einer fragt: „Peter, hörst du die Lokomotive?“ - ich wundere mich noch, daß der mich kennt.
Ich habe mein Abschiedsgedicht gefunden. Ich bin lange in Gassen herumgeirrt, dicht verbaut, alt, durch Häuser, Dachböden, Keller und habe ein Tür geöffnet. Draußen war die Freiheit. Direkt vor mir ein unglaublicher Abgrund. Das Gebäude, in dem ich herumgeirrt bin, muß mindestens so hoch sein wie der Turm zu Babel. Die Tür führt ins Nichts, in den Abgrund, in die herrlich weite stille Landschaft der Freiheit und Unendlichkeit.
Die ganze Gruppe da am Abgrund weiß, daß sie springen muß; ich zögere noch, aber nicht aus Angst, sondern weil ich mein Abschiedsgedicht fertig schreiben will.
Es muß nicht der Tod sein, ich kann auch fliegen lernen. Ich rufe in mir das Gefühl des Schwebens in Erinnerung und springe – und bin aufgewacht.

Wieder eines dieser Häuser ähnlich dem „Haus am Fluß“. Wir packen schon zusammen für die Abreise. „Schau einmal ganz einfach in die Richtung, in die ich zeige!“
Ich irre im Haus und um das Haus herum und finde die richtigen Orte nicht.
Auch durch Frankreich irren wir; wir wollten – glaube ich – auch Lourdes erreichen.

Die Armee der Besatzer ist im Anmarsch. Viele flüchten. Wir bleiben. Die Flüchtenden bringen Unmengen an Hölzern, Flaschen und ähnliches mit und werfen es bei uns im Garten ab. So entsteht eine Art „Schutzwall“.
Es gibt einen Knall – die Feinde sind da. Sonst merkt man nichts.

Jetzt sind wir auf der Heimreise von einem Aufenthalt im hohen Norden. Ein Autofahrer kürzt uns den Weg ab, indem er uns mit dem Auto über einen gefrorenen See fährt. Ich habe ein mulmiges Gefühl, da tendenziell Tauwetter angesagt ist, für bald. Und tatsächlich, allmählich kommen wir immer schlechter voran.
Vorher hatte ich mit Fischfang zu tun: in einem Plastiksackerl trage ich einen toten großen, und einen lebendigen kleinen Fisch.

Ich höre von einem Käfer. Aber Näheres weiß ich nicht. Die Spinnweben bewegen sich still und sanft im Luftzug. Manchmal jedoch zittern sie richtig. Ah, ich höre, der Käfer war schwarz. Jemand klopft auf Holz. Ich glaube nicht aus abergläubischen Gründen. Jetzt klopfen sie zu zweit. Und müssen hineingehen.
Die liebende Karte liegt immer noch da. Der Pfeil ist immer noch nicht abgeschossen. Auf einer anderen Karte steht „Mut“. Fehlt dem kindischen Amor der Mut zum Abschuß?

Neumond im Zwilling ist heute. Das steht im Kalender. Jetzt werde ich die Krafttage suchen.







©Peter Alois Rumpf Juni 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

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