Donnerstag, 11. Juni 2015

137 Kurzer, schnörkelloser Bericht

Komuskra Dengli schützt seine Haut vor der Sonne und die Umgebung vor seiner Haut. Mit einem übergroßen, bunten Hemd. Er färbt nämlich noch ab. Er hatte eine Begegnung mit Orion. Nahezu unwiderruflich. Knapp vorher wurde ihm schwarz vor den Augen. Dann, nachher, peinigten ihn Zweifel. Dann hat er dünne Linien als zu dicke Linien erinnert. In Wellen kam fast etwas wie Panik angerollt. Denn diese Verabredung mit Orion war ein Tabubruch.
Dann, beinah plötzlich, als er die dünnen Linien wieder als dünne wahrnahm, beruhigte er sich. Und dann wurde er euphorisch. Beim großen, schlanken Mann hat er sehr viel geredet, unglaublich viel. Wie im Koffeinrausch. Seine Euphorie war nicht zu bremsen und mußte viel lachen. Dann wurde er stiller, dann still. Und führte die Euphorie nach innen, und machte sie inniger und feiner. So wurde sie eine starke, innen glühende Freude. Jetzt war er glücklich. Alles ist gut, so wie es ist. Er weiß, er ist ein Wanderer. Alles ist möglich.

Er sitzt und schaut staunend um sich. Alles ist intensiv. Die Formen und die Farben und das, was verschwimmt. Er schließt die Augen und fühlt. Eine kleine Spinne kommt auf Besuch und wollte ihm etwas ins rechte Ohr sagen; er hat es nicht verstanden, aber das macht nichts. Die Gedanken kreisen, aber das macht nichts. Manchmal sind sie schnell, manchmal langsam. Aber das macht nichts. Er mischt sich nicht ein. Es sind ein paar gute Ideen darunter. Zum Beispiel die mit den Schnittmustern. Die Sternbilder als Schnittmuster. Nur im Nacken passt etwas noch nicht. Noch fühlt er, wie ein großer Schwall Energie seine Brust ausdehnt und nach oben in den Kopf oder heraus will. Aber im Nacken gibt es einen Stau. Das macht nichts. Es kommt alles zur richtigen Zeit. Mit seinen Händen fächelt und drückt er diesen Energieschwall leicht an. Beim Aufstehen sagt er dann danke. Beim Gehen merkt er, wie hungrig er ist.

Jetzt hat er gegessen, beim Nil. Zufrieden sitzt er da und schaut erwartungsvoll in die Welt, voller Neugier. Er freut sich auf die Capella mit Fuhrmann, auf Cassiopeia, auf die Lyra mit Wega, auf Aldebaran …

Komuskra Dengli schaut aus dem Fenster. Ihm gefallen die Torbögen, die er sieht. Die Türen und die Tore, die Verglasungen und die Holzverkleidungen, die dicken alten und die dicken nicht so alten Mauern. Die Schatten- und Sonnenflecken auf dem Asphalt, die Bordsteine und die kleinen Grasbüschel in den Ritzen.






©Peter Alois Rumpf Juni 2015 peteraloisrumpf@gmail.com


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