135 Die Schreibblockade
Im gemauerten Wasserbassin liegt ein
eigenartiger Krebs. Er schaut schon mehr aus wie ein Holzstück mit
seitlichen Wurzeln.
Links vom Wasserbassin, aber im
Hintergrund, steht ein Gebäude, das eine Kapelle sein könnte. Oder
doch die Rückseite einer größeren Kirche, eher eines Klosters.
Rechts vom Wasserbassin, auch im Hintergrund, ein turmartiges Haus,
mit hochfrisiertem Dach. Davor eine Bodenwelle, die sich wie ein Ried
nach links zieht und sich dabei leicht nach vorne schiebt.
Gleich hinterm Wasserbassin, also weit
vor den Gebäuden, liegen zwei Hunde und heulen; einer rosafarben,
einer blau; der rosane mit rotem Halsband, der blaue ohne.
Es könnte sein, daß die Hunde tief
dunkelblaue Schatten auf die Mauer des Bassins werfen, aber so klar
ist das nicht.
Der Himmel ist trüb weiß, aber oben
schwebt ein bunter Mond. Ich glaube, es sollte schon Nacht sein.
Die Kugel des Mondes hat ein Gesicht,
welches nach links blickt. Ein Halbmond? Es gehen kurze, spitze,
bunte Strahlen von ihm aus. Wassertropfen werden von ihm angezogen.
Oder sind es Energietropfen?
Das weibliche Mondgesicht scheint mit
den vollen, aber leicht aneinander gepressten Lippen eine resignative
Geste zu machen. Wo dieses Gesicht hinschaut, befindet sich nicht im
Bild.
Jedenfalls blicken die Hunde den Mond
sehnsuchtsvoll an. Anhimmelnd.
Ich schreibe nicht mehr. Ich habe den
Faden verloren. Schreiben, so etwas Kindisches! Wie ein kleines Kind,
daß sich in eine Rolle hineingesteigert hat und nicht merkt, wie
lächerlich das ist. Das Hineinsteigern und die Rolle. Und plötzlich
ist der Zauber zusammengefallen, irgendwer sagt irgendetwas und es
funktioniert nicht mehr. Bei mir hat niemand etwas gesagt. Ich war zu
einer Unterbrechung gezwungen. Ich komme zu keiner Schreibtrance
mehr. Ich komme da nicht mehr hinein. Irgendetwas hat sie mir
weggefressen. Nicht von meinem Schüsserl weggefressen, sondern von
mir, von meiner Aura. Direkt von mir abgeknappert. Ich bin der
übriggebliebene Rest. Eine unangenehme Ernüchterung, die nichts
klarer ausschauen läßt. Im Gegenteil.
Unten die üblichen Alltagsgeräusche.
Eine große Unlust breitet sich aus. Macht sich breit. Behauptet
ihren Platz und verdrängt alles andere. Ich bin ein Gefäß mit
Sprung. Von Anfang an. Es kann weder das Wasser, noch den Wein
halten.
Über dem Laubblatt an der Wand bildet
sich eine kleine, grünlich leuchtende Masse und verschwindet wieder.
Unten weint ein Kind. Ich schaue immer wieder zum Laubblatt, aber die
grüne Masse erscheint nicht mehr. Ein Teil von mir ist nicht
traurig, sondern gleichgültig und amüsiert sich über das Theater.
Er findet alles wie es ist. Mir drohen immer wieder die Augen
zuzufallen. Die Hände fühlen sich leicht geschwollen an, bamstig
und schwerfällig. Die Katze kratzt an der Tür. Ein Seufzer kommt
aus der Brust. Draußen sollte der Sommer sein. Unten das Kind weint
nicht mehr. Es läuft fröhlich herum, man kann es an den Schritten
hören. Jetzt laufen sie fröhlich zu zweit. Noch ein Seufzer. Gut.
Gut. Wenn die unten weg sind werde ich frühstücken gehen. Dann
üben. Dann den Text in den Computer schreiben. Oder umgekehrt.
Wieder üben oder walken. Duschen. Mich vorbereiten auf den Weg zum
Job, das Essen zubereiten. Wieder ein Seufzer. Okey!
©Peter
Alois Rumpf Juni 2015 peteraloisrumpf@gmail.com
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