Dienstag, 2. Juni 2015

135 Die Schreibblockade


Im gemauerten Wasserbassin liegt ein eigenartiger Krebs. Er schaut schon mehr aus wie ein Holzstück mit seitlichen Wurzeln.
Links vom Wasserbassin, aber im Hintergrund, steht ein Gebäude, das eine Kapelle sein könnte. Oder doch die Rückseite einer größeren Kirche, eher eines Klosters. Rechts vom Wasserbassin, auch im Hintergrund, ein turmartiges Haus, mit hochfrisiertem Dach. Davor eine Bodenwelle, die sich wie ein Ried nach links zieht und sich dabei leicht nach vorne schiebt.
Gleich hinterm Wasserbassin, also weit vor den Gebäuden, liegen zwei Hunde und heulen; einer rosafarben, einer blau; der rosane mit rotem Halsband, der blaue ohne.
Es könnte sein, daß die Hunde tief dunkelblaue Schatten auf die Mauer des Bassins werfen, aber so klar ist das nicht.

Der Himmel ist trüb weiß, aber oben schwebt ein bunter Mond. Ich glaube, es sollte schon Nacht sein.
Die Kugel des Mondes hat ein Gesicht, welches nach links blickt. Ein Halbmond? Es gehen kurze, spitze, bunte Strahlen von ihm aus. Wassertropfen werden von ihm angezogen. Oder sind es Energietropfen?
Das weibliche Mondgesicht scheint mit den vollen, aber leicht aneinander gepressten Lippen eine resignative Geste zu machen. Wo dieses Gesicht hinschaut, befindet sich nicht im Bild.
Jedenfalls blicken die Hunde den Mond sehnsuchtsvoll an. Anhimmelnd.


Ich schreibe nicht mehr. Ich habe den Faden verloren. Schreiben, so etwas Kindisches! Wie ein kleines Kind, daß sich in eine Rolle hineingesteigert hat und nicht merkt, wie lächerlich das ist. Das Hineinsteigern und die Rolle. Und plötzlich ist der Zauber zusammengefallen, irgendwer sagt irgendetwas und es funktioniert nicht mehr. Bei mir hat niemand etwas gesagt. Ich war zu einer Unterbrechung gezwungen. Ich komme zu keiner Schreibtrance mehr. Ich komme da nicht mehr hinein. Irgendetwas hat sie mir weggefressen. Nicht von meinem Schüsserl weggefressen, sondern von mir, von meiner Aura. Direkt von mir abgeknappert. Ich bin der übriggebliebene Rest. Eine unangenehme Ernüchterung, die nichts klarer ausschauen läßt. Im Gegenteil.

Unten die üblichen Alltagsgeräusche. Eine große Unlust breitet sich aus. Macht sich breit. Behauptet ihren Platz und verdrängt alles andere. Ich bin ein Gefäß mit Sprung. Von Anfang an. Es kann weder das Wasser, noch den Wein halten.

Über dem Laubblatt an der Wand bildet sich eine kleine, grünlich leuchtende Masse und verschwindet wieder. Unten weint ein Kind. Ich schaue immer wieder zum Laubblatt, aber die grüne Masse erscheint nicht mehr. Ein Teil von mir ist nicht traurig, sondern gleichgültig und amüsiert sich über das Theater. Er findet alles wie es ist. Mir drohen immer wieder die Augen zuzufallen. Die Hände fühlen sich leicht geschwollen an, bamstig und schwerfällig. Die Katze kratzt an der Tür. Ein Seufzer kommt aus der Brust. Draußen sollte der Sommer sein. Unten das Kind weint nicht mehr. Es läuft fröhlich herum, man kann es an den Schritten hören. Jetzt laufen sie fröhlich zu zweit. Noch ein Seufzer. Gut. Gut. Wenn die unten weg sind werde ich frühstücken gehen. Dann üben. Dann den Text in den Computer schreiben. Oder umgekehrt. Wieder üben oder walken. Duschen. Mich vorbereiten auf den Weg zum Job, das Essen zubereiten. Wieder ein Seufzer. Okey!



©Peter Alois Rumpf Juni 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite