Samstag, 13. Juni 2015

138 Der Traum vom Workshop


Camillo Zorres besucht einen Workshop; was für einen weiß er selber nicht. Seine Frau hat er irgendwie falsch angemeldet. Ihre Altersangabe macht er zweimal, aber mit verschiedenen Daten. In einer Pause sucht er die Toilette und irrt deswegen durch holzverschlagene, staubige Dachböden, die aber eher großen Scheunen auf alten Bauernhöfen gleichen. Er öffnet eine Tür und schaut in den hölzernen Raum. Dort hinten, im Dunklen, könnte das Klo sein. Er schaut noch. Da kommen drei Leute und sind schneller. Sie beachten ihn nicht und betreten den Raum, bevor er die Schwelle überschreitet. Gleichsam magisch gleiten der Mann und zwei Frauen an ihm vorbei, obwohl er in der Tür steht und die schmale Tür mit seinem Körper fast vollständig ausfüllt. Eine der Frauen sucht ebenfalls das Klosett. Sie öffnet bei einem Verschlag, der wie ein niedriger, fester Kasten aus dicken Brettern ausschaut, eine zweiflüglige Tür. Die hat eine Mechanik, die bewirkt, daß beim Öffnen auch nur eines der Türflügel der andere automatisch mit aufgeht. Dahinter, wie in einer kleinen, flachen Nische, thront auf einem kleinen Holzpodest der gesuchte Stuhl. Die Frau setzt sich gleich drauf.
Sitzt jemand drauf, so kann man die Tür nicht mehr schließen, weil die Knie aus der Tür herausragen; so flach ist die Nische. Die Frau sitzt auf dem Klo und redet mit den zwei anderen; Camillo Zorres beachten sie weiterhin nicht. Der hat jetzt Hemmung, den Raum zu betreten. Camillo Zorres denkt sich, „die war schneller als ich, aber sie gefällt mir“. Und muß warten.

Jetzt liegt er verschlafen im Bett, während der Traum vom Workshop langsam ins Vergessende sinkt. Mühsam hat er gegen sein Schlafbedürfnis ankämpfend den Traum notiert; aber jetzt läßt er ihn los. Er ist noch ganz voll von den starken Gefühlen des Traums, die er sich nicht recht erklären kann; die brauchen fürs Auflösen länger als seine Bilder. Aber so ist das mit gewöhnlichen Träumen.

Die Hitze setzt Camillo Zorres zu. Manchmal fühlt er sich stark, meistens jedoch schwach und flau.
Er betrachtet die Figuren auf der Karte. Lange schaut er sie an. Er findet aber keine Worte dafür. Seine Wörter sind nicht hitzeverträglich, jedes zerrinnt, verflüchtigt sich, schmilzt, wenn er glaubt, er hat eins gefunden.

Er denkt an Eiger Nordwand. Den Kontakt zu ihr hat er abgebrochen. Jetzt glaubt er sie im Bild der Königin zu erkennen. Hier schaut sie sanft, weniger schroff aus. Die andere Frau trägt einen Blumenkranz. Der kindische Amor zielt auf den Mann. Sein Pfeil ist noch nicht abgeschossen. Der Mann wirkt ein bißchen knieweich. Er schaut die Königin an. Neben, aber ein wenig hinter ihm, steht die Frau mit dem Blumenkranz. Was geht hier vor? Der Amor schaut ziemlich verschlafen drein, aber vielleicht zwickt er auch nur beim Zielen die Augen zu, verengt die Augen zu einem Schlitz, um seine Sehschärfe zu erhöhen.
Die Frau mit dem Blumenkranz wirkt leicht erschrocken, ihre rechte Hand könnte Abwehr ausdrücken. Die Königin schielt zum Amor hinauf, als warte sie, bis er endlich schießt. Ist das ein schelmisches Lächeln in ihrem Gesicht? Die Spannung ist am Zerreißen. Gleich passiert es, was immer es ist.







©Peter Alois Rumpf Juni 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

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