138 Der Traum vom Workshop
Camillo Zorres besucht einen Workshop;
was für einen weiß er selber nicht. Seine Frau hat er irgendwie
falsch angemeldet. Ihre Altersangabe macht er zweimal, aber mit
verschiedenen Daten. In einer Pause sucht er die Toilette und irrt
deswegen durch holzverschlagene, staubige Dachböden, die aber eher
großen Scheunen auf alten Bauernhöfen gleichen. Er öffnet eine Tür
und schaut in den hölzernen Raum. Dort hinten, im Dunklen, könnte
das Klo sein. Er schaut noch. Da kommen drei Leute und sind
schneller. Sie beachten ihn nicht und betreten den Raum, bevor er die
Schwelle überschreitet. Gleichsam magisch gleiten der Mann und zwei
Frauen an ihm vorbei, obwohl er in der Tür steht und die schmale Tür
mit seinem Körper fast vollständig ausfüllt. Eine der Frauen sucht
ebenfalls das Klosett. Sie öffnet bei einem Verschlag, der wie ein
niedriger, fester Kasten aus dicken Brettern ausschaut, eine
zweiflüglige Tür. Die hat eine Mechanik, die bewirkt, daß beim
Öffnen auch nur eines der Türflügel der andere automatisch mit
aufgeht. Dahinter, wie in einer kleinen, flachen Nische, thront auf
einem kleinen Holzpodest der gesuchte Stuhl. Die Frau setzt sich
gleich drauf.
Sitzt jemand drauf, so kann man die Tür nicht mehr
schließen, weil die Knie aus der Tür herausragen; so flach ist die
Nische. Die Frau sitzt auf dem Klo und redet mit den zwei anderen; Camillo
Zorres beachten sie weiterhin nicht. Der hat jetzt Hemmung, den Raum
zu betreten. Camillo Zorres denkt sich, „die war schneller als ich,
aber sie gefällt mir“. Und muß warten.
Jetzt liegt er verschlafen im Bett,
während der Traum vom Workshop langsam ins Vergessende sinkt.
Mühsam hat er gegen sein Schlafbedürfnis ankämpfend den Traum
notiert; aber jetzt läßt er ihn los. Er ist noch ganz voll von den
starken Gefühlen des Traums, die er sich nicht recht erklären kann;
die brauchen fürs Auflösen länger als seine Bilder. Aber so
ist das mit gewöhnlichen Träumen.
Die Hitze setzt Camillo Zorres zu.
Manchmal fühlt er sich stark, meistens jedoch schwach und flau.
Er betrachtet die Figuren auf der
Karte. Lange schaut er sie an. Er findet aber keine Worte dafür.
Seine Wörter sind nicht hitzeverträglich, jedes zerrinnt,
verflüchtigt sich, schmilzt, wenn er glaubt, er hat eins gefunden.
Er denkt an Eiger Nordwand. Den Kontakt
zu ihr hat er abgebrochen. Jetzt glaubt er sie im Bild der Königin
zu erkennen. Hier schaut sie sanft, weniger schroff aus. Die andere
Frau trägt einen Blumenkranz. Der kindische Amor zielt auf den Mann.
Sein Pfeil ist noch nicht abgeschossen. Der Mann wirkt ein bißchen
knieweich. Er schaut die Königin an. Neben, aber ein wenig hinter
ihm, steht die Frau mit dem Blumenkranz. Was geht hier vor? Der Amor
schaut ziemlich verschlafen drein, aber vielleicht zwickt er auch nur
beim Zielen die Augen zu, verengt die Augen zu einem Schlitz, um
seine Sehschärfe zu erhöhen.
Die Frau mit dem Blumenkranz wirkt
leicht erschrocken, ihre rechte Hand könnte Abwehr ausdrücken. Die
Königin schielt zum Amor hinauf, als warte sie, bis er endlich
schießt. Ist das ein schelmisches Lächeln in ihrem Gesicht? Die
Spannung ist am Zerreißen. Gleich passiert es, was immer es ist.
©Peter
Alois Rumpf Juni 2015 peteraloisrumpf@gmail.com
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