Samstag, 25. April 2015

121 Die glühenden Augen


Am Morgen bin ich in Zeitnot geraten, ich war dann rechtzeitig da.
Mit federndem Schritt, den Rucksack im Rücken, bin ich nach Osten marschiert.

Die Bäume der langen Allee sind alle leicht schräg aufgestellt.
Im Raum im Haus drinnen da spiele ich viele verschiedene Rollen.
Ich bin ein Vater, der seine Tochter schlägt und sie verstohlen umschleicht. Ich schlage sie, weil es mir Angst macht, was sie bei mir auslöst. Ich trinke und will, daß wenigstens meine Füße im Licht sind.

Oder ich bin die Distanziertheit, die aufpasst, daß die Großfamilie auf Distanz bleibt. Ich zeige den Personen im Spiel, wo das Herz seinen Platz gefunden hat, ganz nah bei der kleinen Herde.
Und ich zeige, daß in ihren Augen eine ungeheure, tiefe Kraft strahlt.

Die Sonne kommt gerade über die Dächer, obwohl es schon über zwei Uhr ist.
Jetzt rutscht mein Kopf in die Sonne. Jetzt fällt mir gar nichts mehr ein.
Ich kann die Szenen nicht halten. Sie versinken wie Teile des Traums.
Die Sonne bescheint mich von vorne, von hinten bebläst mich der Wind.
Die Stämme der Bäume verschättern die Straße, soweit ich sie seh.

Ein alter Mann setzt sich vorsichtig nieder, nachdem er die Bank überprüft hat, mit leicht übers Holz streichenden Fingern. Oder bestehen die Bretter aus Plastik? Ich habe das nicht überprüft.
Jetzt liest er mit einer Lupe das Flugblatt eines Supermarktes und studiert aufmerksam die Sonderangebote. So vermute ich es zumindest.

Eine schöne Frau mit wiegenden Hüften geht leise an mir vorbei. Ich bemerke sie erst aus einer gewissen Distanz.
Der alte Mann blättert sorgfältig um, was im böigen Wind nicht ganz leicht ist.

Ich sitze wieder im Flur, und harre der Dinge, die kommen. Die Stille ringsum ist angenehm und surrt im Inneren laut. Das laute Läuten an der Tür hat das innere Geräusch leiser gestellt.

Ich bin viele Männer im Krieg. Wenn das Volk ruft, dann kämpfen wir stumm. Oder laut. Das ist gar keine Frage. Wenn wir die andern nicht erschießen, dann erschießen die anderen uns. Da kommt der Alarm, da geht’s wieder los. Ich greif zu den Waffen und ab in den Kampf.
Ich werde mir selber unheimlich und bitte die Choreographin mich aus dem Spiel zu schicken.

Ich habe ganz viele Helfer: den Peter, die Fähigkeit „ja“ zu sagen, die Fähigkeit „nein“ zu sagen, meinen eigenen Willen, die Schreiberei, das, worum es noch geht – das ist dann die Freiheit, die tanzt..... Die Schreiberei hatte ich fast vergessen, obwohl sie mir so viel Freude bereitet. Der Peter windet sich raus. Aber dann ist er wieder ganz da. Der Wille der andern steht gegenüber. Er macht meinen Willen zuerst schwach. Aber dann sind alle gestärkt und legen mir ihre Hände auf. Ich fühle eine ungeheure Kraft. Mir wird davon heiß. Selbst der Wille der anderen lacht. Ich bin im Moment wirklich glücklich.

Die Freiheit hat glühende Augen, und tänzelt verlangend herum.



©Peter Alois Rumpf April 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

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