121 Die glühenden Augen
Am Morgen bin ich in Zeitnot geraten,
ich war dann rechtzeitig da.
Mit federndem Schritt, den Rucksack im
Rücken, bin ich nach Osten marschiert.
Die Bäume der langen Allee sind alle
leicht schräg aufgestellt.
Im Raum im Haus drinnen da spiele ich
viele verschiedene Rollen.
Ich bin ein Vater, der seine Tochter
schlägt und sie verstohlen umschleicht. Ich schlage sie, weil es mir
Angst macht, was sie bei mir auslöst. Ich trinke und will, daß
wenigstens meine Füße im Licht sind.
Oder ich bin die Distanziertheit, die
aufpasst, daß die Großfamilie auf Distanz bleibt. Ich zeige den
Personen im Spiel, wo das Herz seinen Platz gefunden hat, ganz nah
bei der kleinen Herde.
Und ich zeige, daß in ihren Augen eine
ungeheure, tiefe Kraft strahlt.
Die Sonne kommt gerade über die
Dächer, obwohl es schon über zwei Uhr ist.
Jetzt rutscht mein Kopf in die Sonne.
Jetzt fällt mir gar nichts mehr ein.
Ich kann die Szenen nicht halten. Sie
versinken wie Teile des Traums.
Die Sonne bescheint mich von vorne, von
hinten bebläst mich der Wind.
Die Stämme der Bäume verschättern
die Straße, soweit ich sie seh.
Ein alter Mann setzt sich vorsichtig
nieder, nachdem er die Bank überprüft hat, mit leicht übers Holz
streichenden Fingern. Oder bestehen die Bretter aus Plastik? Ich habe
das nicht überprüft.
Jetzt liest er mit einer Lupe das
Flugblatt eines Supermarktes und studiert aufmerksam die
Sonderangebote. So vermute ich es zumindest.
Eine schöne Frau mit wiegenden Hüften
geht leise an mir vorbei. Ich bemerke sie erst aus einer gewissen
Distanz.
Der alte Mann blättert sorgfältig um,
was im böigen Wind nicht ganz leicht ist.
Ich sitze wieder im Flur, und harre der
Dinge, die kommen. Die Stille ringsum ist angenehm und surrt im
Inneren laut. Das laute Läuten an der Tür hat das innere Geräusch
leiser gestellt.
Ich bin viele Männer im Krieg. Wenn
das Volk ruft, dann kämpfen wir stumm. Oder laut. Das ist gar keine
Frage. Wenn wir die andern nicht erschießen, dann erschießen die
anderen uns. Da kommt der Alarm, da geht’s wieder los. Ich greif zu
den Waffen und ab in den Kampf.
Ich werde mir selber unheimlich und
bitte die Choreographin mich aus dem Spiel zu schicken.
Ich habe ganz viele Helfer: den Peter,
die Fähigkeit „ja“ zu sagen, die Fähigkeit „nein“ zu sagen,
meinen eigenen Willen, die Schreiberei, das, worum es noch geht –
das ist dann die Freiheit, die tanzt..... Die Schreiberei hatte ich fast
vergessen, obwohl sie mir so viel Freude bereitet. Der Peter windet
sich raus. Aber dann ist er wieder ganz da. Der Wille der andern
steht gegenüber. Er macht meinen Willen zuerst schwach. Aber dann
sind alle gestärkt und legen mir ihre Hände auf. Ich fühle eine
ungeheure Kraft. Mir wird davon heiß. Selbst der Wille der anderen
lacht. Ich bin im Moment wirklich glücklich.
Die Freiheit hat glühende Augen, und
tänzelt verlangend herum.
©Peter
Alois Rumpf April 2015 peteraloisrumpf@gmail.com
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