115 Idylle
Rasch fließt der Fluß von rechts nach
links an mir vorbei. Ich sehe Ulfs, Matrosen, Clubs ...
Und einen Ringturm der nicht rund ist,
sondern eckig.
Die Fischer versuchen Fische zu
fischen. Oder? Versuchen sie etwas anderes?
Der kleine Hund bellt. Der Mann redet
mit dem großen Hund in einer slawischen Sprache.
Der Weltraumfahrer radelt verbissen
vorbei, von links nach rechts.
Die Brücke überquert den Fluß und
hört nicht auf damit. Eine Karawane von fremd wirkenden
Blechcontainern bewegt sich stockend von von rechts nach links, oben,
am anderen Ufer.
Die dicken Fischer reden laut. Fast
schreien sie.
Das Dröhnen zweier Straßenbahnen
dringt an mein Ohr. Rechts.
Eine junge Frau filmt die Fischer. Die
Schrift sehe ich doppelt. Die Karawane gegenüber erzeugt ein
ständiges Brummen und Rauschen. Eine Frau fotografiert die andere
mit einem modernen Handy. Pubertäre Schriftzüge melden: „nackt!“
Der Mann mit zielgerichteter Kappe schreitet flott voran.
Ein schöner Hund läuft vorbei und
schaut mich prüfend an. Sein Herr gibt ihm Zeichen mit der Hand.
Eine grüne Flasche schwimmt vorbei.
Sie scheint große Ausdauer zu haben.
Ein großes Büschel Gras klammert sich
an die gegenüberliegende Wand. Das eine Haus rechts wirkt irgendwie
gestutzt. Drei Pappeln wiegen sich im Wind, dahinter zappeln zwei
Fahnen.
Ein halber durchlöcherter Dreiklang
ist zu hören. Ihm fehlt der mittlere Ton. Ich muß das überprüfen.
„Moos auf den nackten Steinen der
Ökonomie“. Oder sind es Farbreste?
Ein Donnern fährt über die Brücke.
Dort drüben steht „feel!“. Der Mann hat seine zielgerichtete
Mütze abgenommen und trägt sie schlendernd dahin.
Ein elektrischer Wurm schleicht sich
drüben von links nach rechts und ändert seine Richtung.
Schneeflocken aus Blütenblättern
schweben an mir vorbei und kreiseln dann am Boden. Der Wind treibt
sie unbarmherzig nach links und reißt ihre Kreise auf.
Vier rote Türme ragen schwebend fremd
und ratlos in den blau-weißen Himmel. Sie sind hier in dieser Welt
nie richtig angekommen. „Kurat“ steht dort drüben.
Kurz habe ich in der gegenüberliegenden
Mauer ein Gesicht gesehen. Es ist gleich wieder verschwunden.
Dröhnende Lastkraftwagen passieren im Sekundentakt meinen Sitzplatz.
Im Minutentakt. Die Ente läßt sich nicht stören. Ich schon.
Eine Krähe geht den Zaun entlang. Auch
dort klammert sich ein Grasstreifen an die senkrechte Mauer. Die
graue U-Bahn scheppert in hellem Klang von links nach rechts. Ein
Papierblatt fliegt und schleift von rechts nach links.
Mitten im Fluß treibt etwas Großes.
Es ist weit weg, ich kann nicht erkennen, worin seine Größe
besteht. Ein Zigarettenstummel tanzt auf dem heißen Metall. Immer
wieder fällt er vor Erschöpfung nieder und verschnauft. Wenig Luft,
vermutlich zuviel geraucht.
Ein kleiner Hai mit weitaufgerissenem
Maul macht es sich auf der Bank neben meiner bequem. Er hat seine
Mutter dabei.
Ein Radfahrritter nimmt mit seiner
Turnierstange Anlauf nach links. Zwei Krähen kämpfen um ihr Revier.
Zwei dünne Gazellen laufen vorbei.
Ich werde in der Sonne müde.
Das Flugzeug hat sich nur zwei
Zentimeter weiterbewegt. Der kleine Hund folgt nicht. Seine Frauin
hat den Blues auf ihrer Brust.
Die Hörner des elektrischen Gabelbocks
ziehen links in der Ferne elegant um die Kurve.
Das Flugzeug mußte wieder zurück an
den Start und hat seinen Flug von neuem begonnen. Wieder kommt es nur
langsam voran. Der Wind liebkost die Frau mit Locken. Es wird ihr
zuviel. Sie geht von der Bühne.
Immer trüber wird der Himmel vom Weiß
der Kondensstreifen. Beim Mensch-ärgere-dich-nicht sind viele
Flugzeuge am Start. Weitaus mehr als vier mal vier.
Ein Mann mit Hut, Pfeife, Rucksack und
Stock wandert am Samstag über den zweiten Mai.
Ein Lastwagen von links. Das war jetzt
viel länger als ein paar Minuten.
Die Sonne sticht und ich werde müde.
Es ist nicht mehr angenehm. Zwei deutsche Frauen begrüßen sich und
dann einen deutschen Mann. Sie wollen woanders hin. Eine stolpert
über ihr Rad. Sie reden in ihrem Akzent.
Ich habe genug gesehen.Ich gehe.
©Peter
Alois Rumpf April 2015 peteraloisrumpf@gmail.com
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