110 Viele offene Fragen
Heute im Traum habe ich mich selber
gesehen, wie im Spiegel, und auch meinen Tod links hinter meiner
Schulter. Also links hinter mir – das heißt hier rechts im Bild.
Der war schon ziemlich groß, mehr als
einen Kopf größer als ich. Überraschenderweise aber war er eher
rot, vor allem sein Kopf. Ich hätte schwarz oder weiß erwartet. Ein
roter Tod – was das bedeuten mag?
Nimmt er zuviel Kokain? Hat er
Bluthochdruck? Trinkt er zuviel Wein? Regt er sich zu leicht auf?
Zuviel Kaffee?
In der Vision ist er nur ruhig
dagestanden, hat nichts gesagt. Ein bißchen schon so, als wäre er
nicht gern aufs Bild gekommen; wie jemand, der es nicht mag,
photographiert zu werden, aber sich nicht entschieden genug gewehrt
und dem Zureden der anderen nachgegeben hat und jetzt ein wenig
verlegen in die Kamera schaut.
Und Tod, daß du schon so groß bist –
ist es bald soweit? Oder mußt du noch größer werden? Wartest du
noch? Du wartest noch, du holst noch nicht aus! Aber wieso ist dein
Kopf so rot? Muß ich mich deswegen beunruhigen? Oder im Gegenteil?
Mich beunruhigt es eher. Es irritiert
mich. Weil mein Tod nicht meinen Vorstellungen entspricht? Ist es
doch ein Warnsignal? Rot! - nicht über die Straße gehen! Über
welche Straße?
Oder ist es ein Test? Und ich muß bei
Rot über die Straße, damit ich weiterkomme? Damit es im Leben
weitergeht, die Regeln der Gesellschaft mißachten? Kümmert sich der
Tod um solchen Kleinkram?
Hat es mehr mit dir zu tun als mit mir?
Oder umgekehrt? Geht es dir so gut, daß du voll in deinem Leben
erblüht bist? Oder bist du am Kippen? Was heißt das?
Man spielt mit seinem Tod nicht so blöd
herum! Und redet auch nicht so mit ihm! Schluß jetzt!
Er steht links hinter meiner Schulter,
überragt mich und ist ganz ruhig. Ist es der Spiegel, der ihm seine
Rötlichkeit verpasst? Irgendeine Lichtbrechung im Spiegel zum
Beispiel? Oder eine unreine Stelle?
©PeterAloisRumpf
April 2015; peteraloisrumpf@gmail.com
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