Freitag, 27. März 2015

103 Fahne auf Halbmast


Es war gegen Ende meiner Grazer Zeit. Ich hatte begonnen, mich von den Selbstverständlichkeiten das linken Common Sense wegzubewegen, lebte aber immer noch in diesem Kosmos. Das Thema, an dem sich mein Dilemma zuspitzte, waren die Länder des „real existierenden Sozialismus“, umgangssprachlich der Ostblock. Es herrschte auch unter den diesen Ländern und Regimen kritisch gegenüberstehenden Linken ein Klima, diese gegenüber den „Bürgerlichen“ mehr oder weniger zu verteidigen. „Ja, schon, aber … auch...“ „Es stimmt schon, daß in der DDR die Meinungsfreiheit eingeschränkt ist, aber auch in der BRD gibt es Berufsverbote.“ „Ja, in der Sowjetunion gibt es zweifelhafte Dinge, aber auch in Chile werden....“ „Das sind Maßnahmen einer schwierigen Transformation, weil der sozialistische Mensch noch nicht...etc.“ etc.
Manchmal verteidigte man das Unhaltbare umso verbissener, je stärker man das Bauchweh deswegen spürte und das eigene Unbehagen nur mehr schwer zu unterdrücken war. Aber die „antibürgerliche“ und erst recht die „antifaschistische Solidarität“ wurden eingefordert, besonders vehement von den der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) Nahestehenden.

Da gab es schon auch lustige Momente. Zum Beispiel als wir „Antifaschisten“ - wenn ich mich richtig erinnere eine Koalition von KPÖ bis Reformkatholisch – den „Steirischen Frühling“ störten. Der „Steirische Frühling“ war damals eine Gegenveranstaltung von Rechten und Deutschnationalen gegen den steirischen herbst, in dem die deutsche Kultur gegen die Zersetzung durch die „herbstliche“ Unkultur hochgehalten werden sollte. Ich meine, heute lese ich den Peter Rosegger gerne und den Wolfgang Bauer ...na ja; aber damals war es klar, auf welche Seite man sich zu stellen hat und beim „Steirischen Frühling“ spielten auch echte Nazis mit; insoferne stehe ich auch heute noch zu diesem Engagement.
Wir Antifaschisten störten also die Veranstaltung und versuchten, in den Veranstaltungssaal einzudringen. Wer dort vorgetragen oder gelesen hat, weiß ich nicht mehr, aber es war eine schon recht braune Geschichte. Es wurde die Polizei - die österreichische wohlgemerkt – gerufen, um uns zu vertreiben. Als die Polizei auf uns losgehen wollte, sangen wir - mehrheitlich vaterlandslose Gesellen - die österreichische Bundeshymne.
Die Idee kam – man ist versucht zu sagen: natürlich – von den KPÖ-nahen Teilnehmern. Die Deutschnationalen in Österreich haben ja immer gespottet, die Idee einer österreichischen Nation sei eine kommunistische Mißgeburt. Also war das Österreich-Pathos der KPÖler schon glaubwürdig. Was mich betrifft – gut, sub specie aeternitatis, Nationen entstehen und vergehen – aber wenn es so etwas wie Nationen gibt, dann bin ich gerne österreichischer Nationalität. (Auch heute, am 26.3.2015, der Vorabend des Fußballspiels unserer Nationalelf gegen Liechtenstein! Vielleicht stehe ich morgen bei der Bundeshymne auf).
Also, jetzt konnte die österreichische Polizei schwerlich auf uns, die österreichische Bundeshymne Singenden einschlagen, das hätte ein schlechtes Bild ergeben. Ich weiß nicht, wer die Hymne „im Ernst“ gesungen hat und wer nur „taktisch“, für mich war es doch – heimlich – ein bewegender Moment. (Das war mir sowieso immer am Liebsten: mit „Bravsein“ rebellieren.)

Aber allmählich hatte ich genug von der falschen Solidarität des linken Antifaschismus – Wolf Biermann und seine Ausbürgerung spielten für mich dabei eine entscheidende Rolle - und ich begann, die Verbrechen der sogenannten sozialistischen Länder – ob Ostblock oder China – aufzuarbeiten. Ich las viel darüber, vor allem noch linke Berichte und Analysen, von verfolgten oder kritischen Kommunisten und Sozialisten, Trotzkisten, Anarchisten und sonstigen Linken; immer weiter ging ich vor: zuerst die Einverleibung des Ostblocks in den Sowjetbereich – im Hinterkopf noch die These vom guten Beginn bei der russischen Revolution und dem Abstieg bei Stalin – dann China und Satelliten – die selbst bei konservativen Westlern unbekannten Hungersnöte in Maos Reich, dann immer weiter bis zur russischen Revolution selber, der willentlich herbeigeführten ukrainischen Hungersnot, weiter bis zu Trotzki mit seiner roten Armee (Kronstadt), alles, alles wurde von mir durchforstet und in meinem Gehirn aufgearbeitet.
Die Energie dafür kam von meinem Zorn über mich selber, darüber, daß ich so lange mitgespielt hatte. Mein Selbstverständnis war immer noch links, wenn ich mich auch immer mehr als Einzelkämpfer sah.

Irgendwann wollte ich das von mir Aufgearbeitete nach Außen tragen und es regelrecht „verkündigen“, den Leuten zeigen, was ich herausgefunden habe, sie aufklären, auf unsere Irrtümer aufmerksam machen.
Und es ergab sich dann bald eine Gelegenheit. Der Kommunistische Studentenverband (KSV) war in der linken Szene berühmt für seine Mensafeste. Die waren gut besucht, das Programm mehrheitstauglich mit den linken Gitarrenliedern (Jungscharabend, wie wir Avantgardelinken immer schon spotteten), Franz Stephan sang Beatlessongs, kurze politische Beiträge, manchmal kabaretthaft vorgetragen, nette, heimelige Abende mit linker Unterhaltung.

Es war wieder ein Mensafest des KSV angekündigt und wie ich auf dem Einladungszettel las, soll auch „eine deutsche Genossin über die Berufsverbote in der BRD“ sprechen.
Das war mein Anknüpfungspunkt. Ich schrieb eine Brandrede, stieg mit meiner Erklärung zur Solidarität mit dem Kampf gegen die Berufsverbote in der BRD ein, um mich dann auch mit dem Kampf gegen die Berufsverbote in der DDR solidarisch zu erklären. Aber das war nur der Startschuß für meine Generalabrechnung. Alles, alles zählte ich auf: Eisener Vorhang mit Todesopfern, Gulag, alles was ich damals wußte.
Ich hatte die ganze Bußpredigt schön auf meine Zettel geschrieben und stapfte aufgeregt und tapfer zum KSV-Fest. Ich trank ein Vierterl Rotwein als Brandbeschleuniger und als die Genossin aus der BRD, die über die Berufsverbote dortselbst referieren sollte, ans Mikrophon trat, erlebte ich einen kurzen Schock! Es war die Freundin eines der Hauptmitbewohner meiner Wohngemeinschaft, die defacto bei uns in der WG lebte. Der KSV hat es immer gut verstanden, Leute von außen, die nicht zu ihrer Partei gehörten, in ihr Programm einzubauen, um eine große Breite und den Anschein von Toleranz zu „erzeugen“.
So! Was jetzt? Ich wußte nicht, daß sie das vorhatte und sie auch nicht, was ich vorhabe, denn ich hatte niemandem davon erzählt.
Es war zu spät. Ich konnte und wollte nicht mehr zurück. Kaum war sie mit ihrer Rede fertig, stieg ich auf die Bühne, nahm das Mikrophon und erklärte mich mit dem Kampf gegen die Berufsverbote in der BRD solidarisch, aber dann begann meine Brandrede!
Ich hatte das sehr gut gemacht, ich war so selbstverständlich hingegangen, nahm das Mikrophon so selbstverständlich, als gehörte ich zum Programm, sodaß die Genossen von der KPÖ verzögert reagierten. Meine ganze Wut und meine Frustration darüber, so lange da mitgetan zu haben schleuderte ich in den Saal, Punkt für Punkt nannte ich alles beim Namen: Hinrichtungen nannte ich Hinrichtungen, Erschießungen Erschießungen, den Gulag ein System von Zwangarbeits-, Straf- und ganz schlimmer Ausbeutungslager und so weiter. Was für eine Befreiung, die Dinge beim Namen zu nennen! Im Saal wurde es still. Als mich die Genossen vom KSV vom Mikrophon wegzerren wollten, hatte ich schon den Großteil meiner Rede von der fehlenden Meinungsfreiheit in den Ländern des realen Sozialismus ins Publikum gedonnert. Ich ließ mich auch nicht wegzerren und leistete „passiven Widerstand“. Damit es kein Mißverständnis gibt, sie taten mir überhaupt nicht weh, Franz Stephan versuchte lediglich, mich von der Bühne weg zu bringen. Er merkte jedoch, daß er damit genau das bestätigte, was ich in meiner Predigt anprangerte. Ich ging auch nicht weg, bis ich mit der Rede fertig war und sie mußten säuerlich zuschauen.

Zunächst war es also still im Saal, aber bald kamen „Bravo!“ und „Aufhören!“ Zwischenrufe. Das Publikum war gespalten: die KP-Leute waren gegen mich, aber hielten sich eher zurück, andere applaudierten mir. Viele aber fühlten sich auf ihrem Fest gestört, das waren die „Hedonisten“ (man verzeihe mir solche Zuschreibungen). Diese wollten – wenn ich das aus männlicher Sicht beschreiben darf – etwas trinken und Weiber „aufreißen“, den Politschmarrn nahmen sie in Kauf, solange er sie nicht störte. Das ist jetzt schon sehr unfair gezeichnet, aber „Idealisten“ wie ich hegen eine besondere Verachtung für diese genießerischen Genossen, die nur ihren Spaß haben wollen, egal, unter welcher Fahne er daherkommt. Wobei da schon eine Portion Neid in dieser meiner Verachtung enthalten gewesen sein dürfte, nicht wahr? Saure Trauben...
Die Stimmung im Saal war also gespalten. Dann machte Franz Stephan einen – wie ich finde – genialen Schachzug: er redete mich persönlich an: „Peter, das ist unser Fest und du störtst es jetzt; das ist nicht fair. Wir versprechen dir, einen Diskussionsabend zu veranstalten, wo du auch eingeladen sein wirst, zu all diesen Themen. Aber jetzt laß uns unser Fest weiterfeiern!“
Da war ich einverstanden und verließ die Bühne. Das Fest ging mit Lied und Gesang weiter, wie mir schien, die rote Fahne nur mehr auf Halbmast.

Das Versprechen einer Diskussion zu diesen Themen wurde vom KSV eingelöst. Sie veranstalteten eine Podiumsdiskussion zu der sechs Leute fürs Podium nominiert wurden – ein Vertreter der Maoisten, einer von den Trotzkisten, einer vom sozialistischen Studentenverband – das war dann ich, wenn ich auch schon nicht mehr Mitglied beim Vsstö war, ein Student vom KSV, noch ein Dozent von der KPÖ und ein echter kommunistischer Arbeiter, auch von der KPÖ. Schlau eingefädelt, aber sie waren ja auch die Veranstalter. Das Konzept vermutlich darauf ausgelegt, zu dritt die drei Gegner untereinander auszuspielen – unterschiedliche Auffassungen zu den diskutierten Themen gab es genug. Und dann noch ein echter Arbeiter! Nahezu sakrosankt.

Ich hatte mich gut vorbereitet, jeder von den Leuten am Podium hielt ein Eingangsstatement und meines war ganz gut. Nur in der Diskussion war ich schlecht. Das liegt mir nicht, so ein Schlagabtausch, wo es um das Gewinnen und nicht um das Herausfinden der Wahrheit geht. Nein, da bin ich nicht schlagfertig und muß viel zu lange nachdenken. Ich bin nicht gut in Diskussionen, ich bevorzuge Gespräche, wo man davon ausgeht, daß es auch dem anderen um Wahrheit, Wissen und Erkenntnis geht. Oder ich gebe eben mein vorher vorbereitetes Statement ab, drehe mich dann um, steige von der Kanzel respektive vom Podium wieder herunter und kümmere mich nicht darum, was die Zuhörer annehmen wollen und was nicht.
Ich kann mich an die Details nicht mehr erinnern, nur, daß der kommunistische Arbeiter über mich sagte: „Er ist nicht schlecht! Er meint es gut! Er ist nur irregeleitet!“ Da glaubte ich den Franz Stephan herauszuhören.

Es drängte mich auch, ganz alleine und ohne zuviel Diskussion mit irgendwem ein Flugblatt herauszugeben, indem ich nochmals mit allem abrechnete. Ich weiß nicht mehr sicher, was zuerst war – das Mensafest oder das Flugblatt. Ich glaube, das Mensafest.

Dieses Flugblatt strotzt nur so von linkem Jargon, daß ich es heute ungern lese, aber dennoch habe ich wichtige Selbstverständlichkeiten formuliert. Zuerst zählte ich ein paar Unfreiheiten und Unterdrückungsmethoden in den Ländern des real existierenden Sozialismus auf und die Selbstverständlichkeiten klingen dann so: „Für uns Linke ist es notwendig für unsere Glaubwürdigkeit, zu allen diesen Sachen klar und eindeutig Stellung zu beziehen. Nicht die Kritik an diesen Ländern nützt der Reaktion, sondern die Schandtaten dieser Regime und unsere Zweideutigkeit sind es, die der Reaktion die Argumente liefern.“
Ich möchte jetzt nicht herummeckern, daß das immer noch eher so klingt, als ginge es nur um unsere Glaubwürdigkeit und nicht um das Leid der Menschen in diesen Ländern. Und daß das noch ziemlich nach Bürokratensprache schmeckt. Mein Anliegen war trotzdem echt. Oder ein anderer Satz: „auch wenn ein Reaktionär wie Solschenyzin von Lagern in der UdSSR schreibt, so ist deswegen das Faktum, daß es diese Lager gegeben hat/gibt, nicht weniger schrecklich!“
Lustig noch die Signatur, die ich dem Flugblatt am Schluß beigefügt habe, besonders für astrologische Feinschmecker – von wegen typische Fischeformulierungen: „Initiative für einen wirklich realen Sozialismus“.

Als ich das Flugblatt an der Uni Graz verteilte, kam auch ein mir gut bekannter Student des KSV daher und als er es las, wurde er zornig und sagte - sinngemäß, wörtlich weiß ich es nicht mehr: „Peter, jetzt spinnst wirklich! Du gehörst ins Irrenhaus!“ Ein paar Kilometer weiter im Osten hätte er möglicherweise dazu die Macht gehabt. Aber man muß fairerweise festhalten: man kann nie wissen, wie ein Mensch sich unter anderen Bedingungen verhält. Wäre er im Ostblock aufgewachsen und hätte er dort gelebt, vielleicht hätte sich dort auch sein rebellischer Geist durchgesetzt und er hätte in der Opposition gegen die bestehenden Verhältnisse gekämpft. Wer will das wissen?

Und wenn ich ihm heute begegnen würde? Sagen wir, zufällig auf der Straße? Ich glaube, ich würde lachen und ihm die Hand geben – ich gehe davon aus, daß auch er eine Entwicklung durchgemacht hat. Ich habe keinen Grund, gegen ihn noch einen Groll zu hegen. Was ideologische Verblendungen betrifft – da steh ich ihm in nichts nach. Meine linke Verblendung war nicht meine letzte und unter welcher Fahne sie daherkommt ist doch egal.
Außerdem denke ich an ein Gespräch, das ich mit diesem Mann hatte, in der Zeit vor all diesen Auseinandersetzungen, die ich hier geschildert habe. Er hatte mitbekommen, daß ich dabei war, mich zu versaufen und mein Studium zu verplempern und daß ich unglücklich war. Bei irgendeiner Gelegenheit bat er mich zur Seite, um mit mir unter vier Augen zu reden. „Peter, mach dein Theologiestudium fertig und dann komm zu uns!“ Freilich, einen Theologen in ihren Reihen zu haben wäre für die KPÖ nicht schlecht gewesen, in der Hoffnung, damit andere Bevölkerungsschichten erreichen zu können. Aber ich glaube, er war auch wirklich besorgt um mich. Und dann sprach er mich wegen meiner Probleme mit den Frauen an, aber sehr sensibel, nur indirekt, indem er von sich redete: daß er am liebsten ein anständiges Mädchen heiraten und mit ihr Kinder haben wolle. Er wollte mir damit eine andere Perspektive zeigen, und damit hatte er recht. Das war schon das, was man jemandem von meiner Art und in meiner Situation sagen konnte. Ich fühlte mich in diesem Gespräch auch geachtet, mehr, als ich mich selber achten konnte damals. Freilich, annehmen konnte ich das nicht und mußte es als spießig abtun. Aber ich werde ihm das immer hoch anrechnen. Danke!

Meine Abrechnung mit den linken Blindheiten brachte mir immer mehr Gegner ein. Auch Leute, die zunächst auf meiner Seite waren, sprangen ab. Zum Beispiel, als ich mir Kuba vornahm: „Nein, Kuba läßt du mir in Ruhe! Kuba darfst du mir nicht zerstören!“ Für mich gab es aber kein Zurück. Dann merkte ich jedoch, wie ich in der Szene immer scheeler angesehen wurde. „Der Rumpf, der hat psychische Probleme!“ Da war ja zutreffend, aber es wurde genutzt, um mir nicht mehr zuhören zu müssen und meine Argumente nicht mehr ernst zu nehmen. Da bekam ich Angst, richtig Angst und das war der Beginn meines Ausstiegs aus der Szene.

Nachtragen will ich noch eine lustige Begebenheit beim Anmelden meines Flugblattes. Eigentümer, Herausgeber, Verleger: Peter Rumpf; für den Inhalt verantwortlich: Peter Rumpf; Druck: Österreichische Hochschülerschaft – so stand es im Impressum. Ich wollte alles ganz korrekt machen, darum wollte ich das Flugblatt auch bei der Polizei anmelden. Das war überkorrekt, denn niemand kümmerte sich um die Flut von Flugblättern auf der Uni.
Ich ging also von Geidorf durch den Grazer Stadtpark zum Kommissariat Paulustorgasse, um mein Flugblatt anzumelden. Auf dem Weg traf ich zufällig Wolfgang Pumpernig, einen ehemaligen Achtundsechziger Revoluzzer, zu dem ich bewundernd aufblickte. Er fragte mich, wo ich hingehe und ich sagte es ihm. „Ich komme mit!“, antwortete er. Mir war es nicht ganz recht – ich wollte dieses Flugblatt ganz als meine Sache durchziehen, aber ich sagte: „ja, gut.“
Wenn man vom Stadtpark kommend durchs Paulustor geht, muß man noch ein schönes Stückerl am Gebäude, in dem die Polizei untergebracht ist, entlang gehen, bis man zum Eingang des Kommissariats kommt. Und da passiert man auch den Hintereingang, der zum Polizeiparkplatz führt und ins Polizeigebäude, in dem sich noch dazu ein berüchtigtes Gefängnis befand. Als wir diesen Hintereingang erreichten, sagte Pumpernig: „Wir gehen gleich da rein!“ Groß und deutlich stand da eine Tafel: „Nur für Polizeiangehörige! Unbefugten Eintritt strengstens verboten!“ „Nein!“, sagte ich, „siehst eh was da steht!“ Ich war ja auch als Linker im Grunde ein ängstlicher, autoritätsgläubiger Mensch, ich fürchtete mich vor Polizei, Lehrern etcetera und so etwas wollte ich gar nicht! „Nein, nein, nein," insistierte ich ängstlich, aber Pumpernig sagte nur: „komm schon!“ und ging zum Hintereingang. Gehorsam folgte ich ihm und kaum hatten wir das Tor in den Hof duchschritten, stand schon ein Polizist vor uns und bellte uns an: „Da könnts nicht duchgehen! Steht eh draußen am Tor!“ ich denke mir, das war genauso zu erwarten und will mich schon umdrehen und hinausgehen, als der Pumpernig - von seinen Gefängnisaufenthalten hier in den Achtundsechziger Wirren mit Haus und Hierarchie bestens vertraut - zum Polizisten sagt, aber in wirklich scharfem, befehlenden Ton: „ich möchte sofort mit dem Sowieso sprechen!“ Mit Titel und allem drum und dran. Da schlug der Polizist seine Haken zusammen, salutierte und wir, langhaarig und bärtig, in schlampiger Studentenkleidung, schlurften durch den Hof und betraten ungehindert über diese Abkürzung das Kommissariat. Das was eine typische Pumpernig - Aktion. Über ihn gibt’s viele Geschichten, aber die habe ich selber erlebt.




©Peter Rumpf 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

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