Montag, 8. Oktober 2007

13 Hitler und das Vaterland

Es gibt viele allgemein weit verbreitete Fehleinschätzungen bezüglich Hitler und den Nationalsozialismus; eine davon ist die, den braunen Gesellen wäre es irgendwie um Heimat oder Vaterland gegangen. Das Gegenteil ist wahr: Hitler und seine Mitläufer waren von einem starken Hass auf Vater, Vaterland, Vaterprinzip und Heimat getrieben, egal ob dieser Hass bewusst oder unbewusst war. (Wolfgang Döbereiner, sinngemäß: „Alles, was ich vorne verdränge, steuert mich von hinten“ – also alles, was ich vor meinem inneren Auge nicht wahrhaben will, wird mich hinter meinen Rücken steuern).

Ich möchte diesen Hass Hitlers an folgender Begebenheit zeigen:

Nach dem Anschluss Österreichs an Hitlerdeutschland war eine der ersten Maßnahmen Hitlers das Anlegen des Truppenübungsplatzes Allensteig – Döllersheim. Dafür wurden einige Dörfer zwangsweise ausgesiedelt und bis heute haben die vertriebenen Bewohner und deren Nachkommen nur einmal in Jahr das Recht, dieses Gebiet zu betreten, nämlich zu Allerheiligen/ Allerseelen um die Gräber zu besuchen.

Das Pikante daran ist, dass eines der Vertriebenendörfer, nämlich Döllersheim, der Geburtsort von Hitlers Vater war. Die Einwohner dort hatten beim Anschluss noch damit spekuliert, dass ihrem Dorf – sozusagen im Sinne eines „Ahnenkultes“ – besondere Ehrungen zukommen werden. Nichts da! Man muss sich das so richtig vorstellen, wie die Soldaten bei Manövern mit scharfer Munition die Häuser zerschießen, auch das Haus der Schickelgrubers! (Wegen dieses Ahnenhasses ist der Nationalsozialismus revolutionär und ein Phänomen der Moderne und hat - trotz aller gegenteiligen Propaganda - nichts mit den "alten Germanen" oder sonst einer alten Kultur zu tun.)

Da kann einem schon dämmern, dass die 68iger in ihrem Vaterhass etwas mit den Nazis zu tun haben: die ewig unreifen rebellierenden Söhne; der Hass auf den Vater, die Herkunft, die Tradition als Antrieb etc.

Hitler war ja offensichtlich keine patriarchalische Vaterfigur, sondern ein ewiger Sohn (der Erlöser sein wollte). Stellt sich natürlich auch die Frage, wie das heute in der Gesellschaft mit den Vätern und Söhnen ausschaut, denken wir z.B. nur an den Jugendwahn, wo niemand mehr reifen und in Würde alt werden will.

Interessant ist auch, wie die gegen die Väter rebellierenden 68iger die Nazis in eine Reihe mit den Traditionalisten (jetzt einmal etwas unscharf gesagt) stellen konnten, ohne zu sehen, dass die Nazis auch antitraditionalistische Rebellen gegen den Mief von 1000 Jahren waren (Kirchenhass z.B.) und dass sie diese falsche Auffassung ziemlich stark im Common Sense verankern konnten.

Oder um es an einem konkreten Beispiel zu zeigen: wie konnte das ehemalige SS-Mitglied Grass dem ehemaligen KZ-Häftling Adenauer vorwerfen, den Nazimief fortzusetzen, ohne dass ihm da was aufstößt oder ohne dass er sich schämt und ohne dass das jemandem fragwürdig vorkommt. (Bei Konservativen hat es immer welche gegeben, die das klar gesehen haben, aber nicht beim 68iger Mainstream). Mir steht es nicht zu, Personen zu verurteilen, aber ich will einen Mechanismus veranschaulichen.

Zum Schluss möchte ich die Behauptung noch einmal bekräftigen: es gab keinen Mitläufer Hitlers, keinen Nazi, keinen Sympathisanten, der nicht vom offenen oder versteckten Hass auf den Vater, die Tradition, die Heimat getrieben war.

Außerdem ist ja die Idee des Nationalstaates so etwas wie eine „Globalisierung im Kleinen“, wo alle regionalen Unterschiede in Sprache, Kultur, Tradition, Brauchtum etc. - also Heimat im Sinne der Geborgenheit im Vertrauten (so ungefähr, aber nicht wörtlich W. Döbereiner) - nivelliert und zerstört werden. Sobald z.B. ein Brauch wie das Sonnwendfeuer zur (partei-) politischen Demonstration wird, ist er natürlich zerstört und hat aufgehört, ein Brauch zu sein.

© Peter Rumpf 2007

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