3 Der bethlehemitische Kindermord und der Engel
Nach der Weihnachtszeit rückt die Geschichte des Kindermords von Bethlehem (Mt 2,13-15) ins Bewusstsein. „Kritisch“ gefragt wird oft, warum Gott den Engel nur zu Josef, nicht aber zu anderen Vätern und Müttern geschickt hat. Bei so mancher Predigt zum Thema wird da herumgeeiert und keine rechte Antwort gefunden. Dabei ist die Antwort ganz einfach: zu jedem der Betroffenen ist sein Engel gegangen und hat ihn aufgefordert, zu fliehen („noch in dieser Nacht“). Die Engel sprechen permanent zu uns – wir sind nur nicht bereit, sie wahrzunehmen oder zu hören (ob hier in der Alltagswelt oder im Traum - das ist egal). Diese Kräfte, die als Engel Erscheinung werden können, sprechen auch – sozusagen in unscheinbarster Form – als innere Stimme zu uns und sagen uns, was für uns richtig und falsch ist. Dabei meine ich nicht, dass der Engel nur eine symbolische oder literarische Ausdrucksweise für die innere Stimme ist, aber er kann auch über die innere Stimme zu uns sprechen.
Um es nochmals deutlich zu sagen: zu jedem ist sein Engel gekommen, nur Josef war bereit, ihn wahrzunehmen. Ihn wahrzunehmen widerspricht so sehr dem Alltagsbewusstsein, dass seine Anwesenheit ausgeblendet wird. (Laut Castaneda nimmt unsere Alltagswahrnehmung nur einen Bruchteil dessen wahr, was es „zwischen Himmel und Erde“ gibt). Wir haben aufgrund unserer Verstricktheit in die Zwänge der Alltagwelt, des Ego und seiner Spielchen etc. einfach zu wenig Energie für so eine erweiterte Wahrnehmung.
Interessant ist auch, dass der heilige Josef, der ja als „Nährvater“ für viele eine eher als schwach empfundene Performance hingelegt hat, genug Energie hatte, den Engel wahrzunehmen und so seine Familie retten konnte, die andern nicht.
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