2 Mariä Empfängnis

Warum ist dieser Feiertag so angefeindet? Die plausible Erklärung ist, dass in der vorweihnachtlichen Konsumzeit ein Tag geschlossener Geschäfte verlorene Umsätze bedeutet.

Es hat aber Sinn, auch hinter die Plausibilitäten auf Inhalte zu schauen.

Am Fest Mariä Empfängnis wird die unbefleckte, d.h. die ohne der sonst zwangsläufigen Weitergabe der Erbsünde von den Eltern an das entstehende Kind stattfindende Zeugung Mariens durch ihre Eltern Joachim und Anna und ihre Empfängnis in Annas Schoß gefeiert. Nun möchte ich mich hier gar nicht auf die ganzen Ideen, Vorstellungen und Dogmen der katholischen Kirche dazu einlassen und auch nicht über deren Wahrheitsgehalt spekulieren, ebenso wenig möchte ich behaupten, das Geheimnis dieser Ereignisse erfasst zu haben (was wissen wir schon, was zwischen Himmel und Erde alles möglich ist?), sondern ich will in diesem Zusammenhang nur festhalten, dass „unbefleckt“ hier nicht „ohne Sperma“ heißt, sondern „ohne Erbsünde“. Ich kann auch die katholische Erbsündenlehre nicht ausloten und beschränke mich daher auf das, was ich erfassen zu können glaube: dass Joachim und Anna Maria gezeugt haben, ohne Unerledigtes ihres eigenen Lebens oder von dem der Ahnen an sie weitergegeben zu haben; dass also ihr Geschlechtsakt sowohl im Verhältnis zueinander, als auch im Verhältnis zum Unendlichen im Lot war. Aus der Fülle des Lebens heraus ein Geschenk von Lebensenergie an die entstehende Maria.

Die Sexualität war also nicht Ersatzbefriedigung für die verlorene Verbindung zum Himmel.

Wir Konsumidioten sind ja zweifach betrogen: wir glauben uns durch Konsum und Aneignung von Statussymbolen (auch) erotisch attraktiver machen zu können für eine Sexualität, die aber oft nur Ersatz für den verlorenen Himmel (oder für den verlorenen Paradieszustand) sein soll. Nicht umgekehrt! Die Übersexualisierung ist die in die Alltagwelt projizierte Paradiessehnsucht! - die nebenbei gesagt auch die Sexualität selber aushöhlt und immer schwächer macht. Weder die Sexualität als Ersatz für die lebendige Verbindung zum Unendlichen, noch der Konsum als Ersatz für geglückte Sexualität können funktionieren.

Die Konsumgesellschaft braucht aber den zweifach gebrochenen Menschen um zu funktionieren, darum muss jedes Bild von gelungener Sexualität ausgelöscht werden. Deshalb wird dieser Feiertag so verbissen bekämpft.

© Peter Rumpf 2007