3837 In Pension
13:17. Im Hof 9 scheint die Sonne und es werden die Thujenhecken und zwar mit den Wurzeln entfernt, darum ist die ganze Wiese links vom Hauptweg eingegittert. Und so wie ich hier auf der Bank sitze, blicke ich auf das Gitter, das auch ein wenig vom asphaltierten Durchgang der Länge nach abtrennt und unzugänglich macht (der blau-métallisé Pilotstift spinnt wieder, deshalb habe ich nun den gelben Pilotstift genommen, der auf dem schattigen Papier so wunderherrlich strahlt, aber im Leselampenlicht beim Eintippen des Textes so schwer zu lesen sein wird). Der Arbeiter, der die Äste und Wurzelstöcke der Thujen in die Müllmulde schlichtet, rückt, zieht und schiebt das Zeug im Container herum, vermutlich um mehr Platz zu gewinnen oder zu verhindern, dass beim Abtransport Stücke herausfallen, weil die Äste und das Gezweig am Elkawe – biegsam wie es ist – zu schwingen beginnen wird. Die Bank, auf der ich sitze, ist inzwischen zur Gänze im Schatten, was meine gelbe Handschrift noch strahlender macht. Ein wenig beengt fühlt sich der Hof an, weil auch viele Menschen unterwegs sind und diesen verschmälerten Durchgang benutzen, darum werde ich weitergehen.
Jetzt sitze ich in Hof 3 unter einer Laterne, die sich über mich beugt, als würde sich mich anspucken wollen. Die Sonne steht gerade noch über der Dachkante, aber ich gebe zu: mir ist ein wenig fad: meine Aufmerksamkeit arbeitet lasch und träge, der Arbeitslärm aus Hof 5 nervt mich, Geist und Seele scheinen abgestumpft zu sein. Ich lasse mir die letzten Sonnenstrahlen aufs bekappelte Haupt scheinen, auch hier ist viel los, aber ich habe damit nichts zu tun. Ich bin draußen. Klar! Wäre ich jemals ein Lehrender auf der Uni gewesen, wäre ich auch schon längst in Pension; kurz gesagt: auch so wäre ich hier fremd und nicht zu Hause. Vermutlich. Oder doch nicht? Ich werde weitergehen.
(28.10.2024)
©Peter Alois Rumpf Oktober 2024 peteraloisrumpf@gmail.com
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