Donnerstag, 17. Oktober 2024

3822 Überlebensmodus

 



6:48 a.m. Draußen ist es noch dunkel, aber ein Traum hat mich aufgeweckt und ich kann nicht mehr einschlafen. Ich versteh zwar nicht, was sich wieso so aufgewühlt hat, aber ich grüble wieder in meiner Lebensgeschichte. Das Surren in den Ohren ist sehr laut und es ist deutlich, dass noch nicht alle Fasern meiner Seele hier an Ort und Stelle sind. Die Augen sind mir zugefallen und ich döse jetzt doch in meiner hockenden Position im Bett. Ich sehe an den Fensterscheiben, dass die Dämmerung schon eingesetzt und sich die dunkle Nacht in einen blauen Morgen verwandelt hat. Dann fallen mir wieder die Augen zu und ich höre die dröhnende Stille, die einen beinah substantiellen Druck auf meine Ohren ausübt. Wenn ich die Leselampe abdrehe, wird das Dunkelblau der Dämmerung draußen hellgrau. Die Formen und inneren Strukturen meines Surrens und seine Dynamik sind recht interessant, und so intensiv und vielgestaltig, als würden kleine Geräuschlebewesen fleißig und eigenständig an ihrem gemeinsamen Werk arbeiten; fast kann ich hören, wie sich einzelne hineinsteigernd überanstrengen und verausgaben und dann nach einem letzten Ausbruch verschnaufen müssen, um dann von Neuem weiterarbeiten zu können. Inzwischen ist auch das Licht am Fenster auch bei aufgedrehter Leselampe ein Hellgrau mit blauem Stich.

Da fällt mir ein, meine linke Hand zu entkrampfen und das Notizbuch mit geringerer Kraft und Anstrengung festzuhalten. Ein wenig geht mir mein ständiger Überlebensmodus schon auf die Nerven; als wäre ich ein Ertrinkender im Ozean, der sich an einer im Wasser treibenden Holzplanke festkrallen muß.


(17.10.2024)


©Peter Alois Rumpf Oktober 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite