Montag, 14. Oktober 2024

3816 Der freistehende Steinquader

 



13:20. Ich sitze auf einem freistehenden Steinquader, der mehr so in der Wiese liegt, direkt gegenüber dem josephinischen Narrenturm, direkt vor mir ist der Eingang zur pathologisch-anatomischen Sammlung, die ich sicher nicht anschauen will. So halb schaut es hier nach Baustelle aus. Die windgetriebenen Blätter rascheln am Asphalt; ein Blechtor schlägt überlaut zu und vibriert lärmend ein paar Sekunden nach. Ich befinde mich schon in der Sonne; die abgestellten Autos mag ich nicht.

Mich krümmt es recht zusammen. Die FußgängerInnen gehen mir zu nah vorbei, aber so sind die Wege und Steinquader halt angelegt. „Way to success“ steht auf dem Fahrradständer. Für mich nicht mehr, ich bin schon abgesackt. Die Linde, unter der ich sitze, scheint krank zu sein; ich glaube nicht, dass das der Herbst ist. Ist das überhaupt eine Linde? Mein Gott, ich kenn mich mit Bäumen immer noch nicht aus! (er weiß schon, dass das eine Linde ist, er läßt sich nur ständig verunsichern – von innen und von außen – der innere Korrektor). Manche Leute schleichen vorbei, wie ohne sich zu bewegen; andere erzeugen viele Luftwirbel bei jedem kleinen Schritt. Auch ein großes Roßkastanienblatt mit langem Stiel zuckt am Boden in der Windböe, während die kleinen Lindenblätter sich überschlagend nur so vorbeisausen und am Asphalt kratzen. Ich hocke so verdammt verkrümmt da. Ich bin so ein eingeschüchteter Mensch. Der Wind bläst mir unter die offene Jacke. Mir wird kalt; ich muß herumgehen.


(14.10.2024)


©Peter Alois Rumpf Oktober 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

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