Freitag, 30. August 2024

3762 Weniger Genierer

 



8:22 a.m. Ich sitze vor den schönen, frühneuzeitlichen Häusern zwischen den Linden, die angekränkelt ausschauen, der leise Brunnen plätschert, ein schöner Platz hier Am Gestade, vom Mistkübel links neben der Bank, auf der ich sitze, stinkt es nach kaltem Zigarettenrauch, und ich warte, dass mir hier um die Ecke ein paar Zähne gezogen werden (Mißverständnis! Die werden erst beim nächsten Termin gezogen – der Tipper). Eine angenehme, äußerst angenehme Brise umweht mein besorgtes Herz (sagen wir halt so) und der kleine rote Stadtbus schleicht sich leise piepsend um die Kurve; die Feuerwehr, die jetzt daherkommt, hat weniger Genierer; schon ist sie laut vorbeigebraust. Ich höre die Müllabfuhr, das mahlende Geräusch, aber ich sehe sie nicht. Die Turmuhr der Maria am Gestade schlägt halb. Meine Zukunft – wenn ich es bis dahin schaffe – geht mühsam, schief und unrund vorbei, steigt dann doch erstaunlich flott die Stiegen zur Kirche hinauf. Jetzt gerade wird der Werktagmorgen etwas müde, verliert an Elan, aber nimmt gleich wieder neuen Schwung auf, indem irgendwo Holzbretter – vermutlich – geräuschvoll aneinander krachen oder sonst etwas von der Art. Wieder schleicht der kleine rote Innenstadtbus elektrisch surrend um die Ecke. Ich vergesse, die Leute zu erwähnen, die zahlreich den Platz queren oder unten im Tiefen Graben passieren. Ich höre eine Jalousie sich bewegen – ich vermute, sie wird hochgezogen. Metall auf Metall – ein Schlag, dann eine verhaltenes Tatü-Tata. Dieses Tatü-Tata kommt von keinem Einsatzwagen. Das jetzt schon! Dreiviertel schlägt die Kirchturmuhr – ich mache mich auf zu meinem anscheinend unvermeidlichen Gang.


(30.8.2024)


©Peter Alois Rumpf August 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

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