Dienstag, 27. August 2024

3756 Was ist los?

 



13:11. Was ist los an diesem angenehmen Sommertag, nicht zu heiß, nicht zu kalt, eine angenehme Brise, aber auf mich hat sich eine unsägliche Schwermut gelegt, drückt mich nieder, als würde meine Seele eine ungeheuerliche Last schleppen, drückt mir den Atem, dass ich nur mehr langsam hergehen konnte?

Heute probiere ich es mit dem Hof 8, weil darin ein Springbrunnen ist und ich hoffe, dass mir das springende, plätschernde, fließende Wasser helfen wird. Aber diese lächerliche Fontäne in diesem runden, exakten Wasserbecken, von einem depperten schmiedeeisernen Zaun eingefasst, wird mich nicht retten. Das ist doch auch bloß vertikale Kanalisierung. Wenn wenigstens die Springbrunnenaufbauten schön oder auch nur interessant wären, oder von jahrhundertelanger Bearbeitung durch draufstürzendes Wasser deformiert, aber nein, dieses blöde Objekt steht unverwundet da in seiner Hässlichkeit und unerträglichen Biederkeit, und die hopfenfruchtartigen Köpfe der Steher des grün gestrichenen Eisenzauns gaffen lustlos dem lustlosen Schauspiel zu, weil sie dazu in Reih und Glied gezwungen sind und nicht aus können. Ja gut! Wie das Wasser abstürzt und die einzelnen Wasserstrahlen und -strähnen vom Wind ein wenig verweht werden, das hat schon ein bisschen Lebendiges; im Absturz darf das Wasser noch ein wenig lebhaft werden.

Mich nervt das Geplätscher mehr, als dass es mich tröstet, noch dazu paraphrasiert vom nervigen, erregungsgeshattertem Geplauder zweier deutscher Studentinnen auf der Nebenbank, deren eine laut Aussage des Aufdrucks auf ihrem zweifach gewölbten T-Shirt – natürlich! - London liebt. Warum immer London? Oder New York? Warum nicht Sinabelkirchen, Schruns-Tschagguns oder Chittagong? Ich suche mir einen anderen Ort aus; vielleicht vergeht sich mein Grant.

13:38. Nun halte ich mich zwischen einer kranken Linde und einer kranken Roßkastanie auf, stehe bei einem Betonquader, sichtlich ein Behälter mit mehreren verschlossenen Metalltüren, auf dem ich, in angenehmer Höhe, mein Notizbuch gelegt habe und den ich jetzt als Tisch benutze. Verkehrslärm aus verschiedenen Richtungen – diese scheiß Tüchtigkeit – vor mir eine Hecke aus Nadelgehölz, dahinter die scheußlichen Zubauten der Nationalbank; wie ich feststelle, werde ich von den Dächern des hässlichen Gebäudes mehrfach videoüberwacht. Nein, Nein, mein Grant hat sich nicht verlaufen; er ist mir auf den Fuß gefolgt. Ein Blick nach rechts aufs Dach eines der Gebäude des alten Akaha lindert meinen Schmerz ein wenig, der Blick auf den Narrenturm, der auch in Frage käme, ist mir vom achteckigen, kapellenartigen Bau der Gedenkstätte für die verfolgten jüdischen Studenten verstellt. Das passt so. Das passt genau so! Denk-mal Marpe Lanefesch/ Heilung für die Seele – aber gerade da darf ich mich mit meinem Schmerz nicht einhängen.


(26.8.2024)


©Peter Alois Rumpf August 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

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