Donnerstag, 15. August 2024

3749 Fünfzehnter August

 



9.40 a.m. Mariä Himmelfahrt. Der Wind reißt am schon löchrigen, verschlissenen und ausgefransten Vorhang herum – ich gebe den nicht weg, weil ich ihn selbst mit unter anderen eigenen Zeichnungen bedruckt habe – und hat die Tür zum Musikzimmer oben zugeschlagen. Mich macht das nervös. Ich stehe vom Bett auf und gehe nachschauen, ob alles soweit in Ordnung ist, dann komme ich wieder zurück. „Himmelfahrten“ gehören übrigens zu den ganz natürlichen Möglichkeiten des Menschen, zu seinem in ihm angelegten Erbe, das wir abrufen können oder eben nicht; wir alle müßten nicht so sterben, wie wir es seit Jahrtausenden tun und unseren Leib hier zurücklassen. Der Weg dorthin ist zurzeit zwar schwer verbaut, aber nicht unmöglich. So! Nach diesem wertlosen Bekenntnis wende ich mich wieder dem Wind zu, der immer noch den dünnen, leichten Vorhang ins Zimmer hereinhebt, wölbt, aufbläst und aufbläht, bis er wieder in sich zusammenfällt. Und das macht mich immer noch nervös, obwohl ich meinen Kontrollgang durch die Wohnung doch schon absolviert habe. Jetzt hat sich der Vorhang für eine Sekunde an einem Blatt der Monstera des dreifaltigen Wohnzimmerbaumes verhängt, ist aber wieder freigekommen. Nachdem ich mich eine zeitlang mit der Vorstellung, mein Himmelfahrtsbekenntnis einer Runde von Theologen und Religionswissenschaftlern vorgetragen zu haben und dabei nicht untergegangen und in den Erdboden gestampft worden zu sein, beschäftigt habe, kippen meine Gedanken plötzlich ganz woanders hin und fragen sich, ob ich denn die Unterstützer und Förderer in meinem Leben so gar nicht erkennen wollte und ein so tiefes Mißtrauen gegen alles habe, dass ich nichts annehmen konnte und mich so von allen sozialen und gesellschaftlichen Möglichkeiten völlig entfremdet habe.


(15.8.2024)


©Peter Alois Rumpf August 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

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