Donnerstag, 8. August 2024

3743 Die Ziegelmauer

 



9:42 a.m. Ich sitze im Augarten (beim Schreiben sitze ich meistens) und blicke auf die Mauer hinauf. Die Mauer, die mir so gut gefällt: aus Ziegeln gebaut fasst sie den Augarten ein, die verstärkten Stützpfeiler in schönen rhythmischen Abständen, der dünne, vor Jahren aufgetragene und weiß bemalte Verputz ist stellenweise schon abgefallen, stellenweise schimmert das schöne Rot der Ziegel durch, stellenweise liegen die Ziegel offen. Die Schatten einzelner Bäume hängen noch an der Mauer, aber die steigende Sonne wird sie wohl immer weiter abrutschen lassen. Die sanfte Schräglage der Wiese spricht mich so stark an, wie eine Erinnerung von ganz weit her, und der langgezogene, hainartige Park mit dem Duft des frisch gemähten Grases betört mein Herz und läßt meinen anfälligen Geist irgendwohin kippen. Jogger laufen oben an der Mauer entlang, viele Hundemenschen, einige Eltern mit Kindern und etliche Großeltern mit Enkeln. Hinter der Mauer befindet sich eine ruhige Gasse. Baustellenlärm gibt es im Park und von außerhalb. Einige Leute scheinen auch einfach spazieren zu gehen, einige walken mit den Stöcken.
Mir kommt vor, es strömen immer mehr Besucher in den Park. Die meisten Bäume hier sind riesengroß. Das Papier meines Notizbuches leuchtet im Schatten wunderbar blau, die gelbe Schrift ergibt einen wunderschönen Kontrast. Ja, heute gefällt es mir hier. Immer wenn ich zu den Bäumen hoch schaue, erstaunt mich ihre herrliche Pracht und majestätische Anwesenheit. Manchmal scheinen die Schritte der Jogger unter den Bäumen zu hallen. RadfahrerInnen sind ebenfalls viele unterwegs. Jetzt kommt ein Rasenmähertraktor angerast und dreht doch wieder ab. Der leichte Wind schaukelt ausnehmend höflich und elegant die Zweige der Bäume. Ich vermeine Tabakgeruch in der Nase zu haben, aber weit und breit sehe ich keinen Raucher, keine Raucherin. Eine große Ameise krabbelt sehr flott über meine Seiten. Der schwarze Hund bringt brav das geworfene Ding und wird belohnt. Er darf es aber nur auf Befehl holen; er wird richtig trainiert. Der Rasentraktor kommt schreiend, heulend und lärmend näher und entfernt sich wieder – welche Not mag ihn antreiben?

Ist es Zeit zu gehen? In mir taucht das so auf.


(6./8.8.2024)


©Peter Alois Rumpf August 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

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