3734 Am Frauenberg
7:28 a.m. Ich
sitze am Frauenberg Richtung 11° N. Die Turmuhr der verschlossenen Kirche
schlägt halb. Ich wollte der lokalen Göttin ein paar Kerzen spenden, aber – wie
gesagt – die Kirche ist geschlossen. Nun sitz ich ganz heroben bei den
keltischen und römischen Ausgrabungen, hinter mir gackern die Hühner. Rosen und Königskerze blühen prächtig
und der Feigenbaum schaut auch nicht schlecht aus. Der Ausblick in die Ebene
des Ostens sowie in die Hügel des Südens ist schon sehr zugewachsen; die
Vegetation hat kein Erbarmen mit Touristen, Romantikern und Pilgern. Beim
Museumsbau flattert die Steirische Fahne im Wind und ist mit einer Querstange
fixiert, damit sie sich nicht drehen kann. In welchem Wind sie flackert, weiß
ich nicht. Dieser Ort hier – momentan ein wenig baustellenverschandelt – ich will
auf keinen Fall Romantiker sein, aber
modernes Baugerät stört mich auch in seinem
Ruhestand optisch und mental, selbst in seinen harmloseren und
handlichen Exponaten – dieser Ort hier also ist etwas Besonderes. Aus einiger
Entfernung und im Umkreis höre ich auch Hähne krähen und Tauben gurren, während
die Spatzen ganz in der Nähe lautstark tschilpen. Jetzt aber gackert ein nahes Huhn
laut, aufgeregt und scharf und deutlich; ich würde sagen: Stimmlage Alt. Sehr
markant schneidet das kontinuierliche Rufen des Huhns in den Sommermorgen.
Die Luft ist noch angenehm frisch und feucht vom
Tau. Ach, ich liebe diesen Platz! Ich
denke immer: hier könnte ich stundenlang sitzen; aber das mache ich nie. Wie ich
mich aus Erfahrung kenne, hielte ich es niemals so lange aus.
Über der Ebene unten liegt noch ein
sonnenbeschienener Morgendunst; irgendwelche fernen, undeutlichen Bauwerke
glitzern daraus hervor und die Turmuhr schlägt Dreiviertel. Auch die Amseln legen eifrig los, überwölbt von einem
hohen Flugzeugrauschen, das aus dieser Ferne beinah schon elegisch klingt. Eine
Ameise erforscht meinen rechten
Unterarm. Ich höre nun einen Specht klopfen. Und ich, der ich hier angeblich
stundenlang sitzen will, denkt jetzt: es ist langsam Zeit hinunterzugehen und
das Frühstück einzunehmen.
Ich sehe beim Hinuntergehen, dass die Kirche nun offen
ist, gehe rein, bekreuzige mich mit Weihwasser, werfe die Münzen für die Kerzen
ein, zünde sie mit einem bereit liegendem Streichholz an, bitte die lokale
Hauptgöttin und ihre Entourage um Segen für A, B, C, sowie D, E, F, G, H, I, J,
K, meinetwegen auch L, M, N, und O, P, Q – ich weiß ja auch nicht, wieviel Leut‘ man an drei
Kerzen anhängen kann – verweile anstandshalber und ungeduldig noch ein wenig,
hänge halt noch ein Vaterunser und ein GegrüßetseistduMaria an, steige dann den
steilen Waldweg ab, an dem noch eine wunderschöne, in dunklerem, intensiven
Blau aufblühende Wegwarte mein Herz erfreut.
(27.7.2024)
©Peter Alois Rumpf Juli 2024 peteraloisrumpf@gmail.com
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite