Montag, 12. August 2024

3745 Das Übliche

 



12:29. Wieder einmal im Hof 9 auf einer schattigen Parkbank. Mein blauer Pilotstift spinnt – setzt von Zeit zu Zeit aus, obwohl er nur zur Hälfte leer ist – deshalb muß ich langsam, konzentriert und bedächtig schreiben, fast feierlich ist meine physische Schreibweise und will auf meine Stimmung übergreifen. In mir ist wieder einmal so viel seelischer Schmerz, dass es körperlich weh tut. Dabei ist es mir gestern Abend gelungen, mich aus der ärgsten Finsternis rauszukämpfen. Es ist eh das Übliche und ich kann den Seelenschmerz gar nicht ordentlich beschreiben. So eine Beklemmung halt. Und zu faul oder verzagt für die Anstrengung, das Gefühl zu fassen zu kriegen, bin ich jetzt auch. Schauen wir lieber herum.

Offensichtlich wurde der Park gerade erst gegossen; einzelne Lacken sind noch nicht zur Gänze versickert und zu meinen Füßen gibt es angeschwemmte Erde, eine Überschwemmungslandschaft en miniature, mit Sandbänken, Ablagerungen und nun wasserlosen mäandernden Flußarmen. Still ist es hier, ich höre den Springbrunnen in Hof 8. Die Wiesen sind kräftig grün, nicht verdorrt und dürfen auch noch ein wenig ausblühen. Gut betreut also. Auch die Bäume tragen sattes, grünes Laub; soweit ich sehen kann, sind es Linden. Wenige Passanten; sie stören auch mit ihrem Geplauder die Ruhe nicht. Manchmal sind es nur Schritte, die vorbeigehen, wenn ich den Kopf nicht vom Notizbuch hebe. Man kann es hier in der Hitze aushalten, aber mitspielen kann ich nicht: mit dem Wind nicht, nicht mit dem geballten Wissen hier, nicht mit den vorbeidriftenden Gesprächen, und mit meinen inneren Hauptdämonen werde ich auch nicht fertig. Oder gerade mal so.


(12.8.2024)


©Peter Alois Rumpf August 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

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