Donnerstag, 27. Juni 2024

3716 Die subtilen Substanzen des Frühstücks

 



10:00 a.m. Das war jetzt sehr toll im cafe mima: ich habe mich hingesetzt und sofort ist die Kellnerin gekommen und hat ein Glas Wasser mitgebracht, schon vorm Aufnehmen der Bestellung bei der Hitze eine Labsal. Was Kleinigkeiten ausmachen können! Da fühlt sich eines gleich wahrgen- und willk-ommen (tut mir leid, es gelingt mir nicht, ihn immer von seinen blöden Spielereien abzuhalten – der innere Korrektor).

Und jetzt, nach dem Frühstück – ich war schon recht hungrig und unterzuckert – zu Hause geht heute frühstücken nicht wegen Handwerker – bah! wie fühle ich mich wohl! Die angenehme, nicht zu üppige – also genau richtige – Sättigung, die allmählich ins Gemüt einziehende, psychotrope Wirkung des Kaffees, die nun meine Stimmung erhellt (Drogennachschub hat funktioniert!) … wie herrlich! Ich schlage meine Beine übereinander, lehne mich entspannt zurück, und nehme noch einen Schluck (bald wird die Dosis erreicht sein, wo die angenehme Wirkung des Kaffees ins Hysterische, Aufgedrehte kippt; ich bin bei meiner zweiten Tasse). Eine Zeitung wäre jetzt nicht schlecht! (ah! Der depressive Herr will jetzt Ansprüche stellen! - der innere Spötter) und der Mann am Nebentisch liest eine solche, und eine von den besseren – aber ist diese Zeitung vom Lokal oder Privatbesitz? Ich schärfe meine Sinne, lauere auf einen Moment, wo ich das irgendwie feststellen könnte (zB Stempel auf der Titelseite) und vielleicht frage ich sogar ganz einfach. Aber später. Ich trinke das letzte Noagal aus dem Wasserglas, bin gespannt, ob dieser Hinweis einer Kellnerin auffällt (so sind sie, die „bescheidenen“ und depressiven Zeitgenossen! Schwimmen sie oben – oder bilden es sich ein – werden sie in ihren Ansprüchen gleich unverschämt! Warum kann er nicht einfach ein Glas Wasser bestellen? Seine – zugegeben – wirklich vorhandene Scheu, Menschen von sich aus direkt anzusprechen – und das geht wirklich oft schief, weil er sich dabei immer innerlich einen Tritt verpassen muß, was ganz schnell den Tonfall falsch, zu forsch zB, werden läßt – diese Scheu darf in euphorischem Zustand keine Ausrede sein! Punkt! - der innere Kritiker).

Jetzt kommen schon die koffeininduzierten Schweißausbrüche; ich bestelle noch eine Tasse, diesmal sicherheitshalber koffeinfrei. Was für ein Luxus, den ich mir da leiste! Mein innerer Kritiker wird schimpfen! (das hat er noch nicht überzuckert, dass das Überich nicht nur alkohol-, sondern unter Umständen auch koffeinlöslich sein kann – der innere Schlaumeier).

Jetzt habe ich mir einen Ruck gegeben und zeitungsmäßig den Sitznachbarn gefragt. Leider! Diese Zeitung ist Privatbesitz. Also nein. Was machen wir jetzt? Heimgehen? Zum Handwerker und der Baustelle? Keine große Lust! (der Handwerker ist sehr nett! - und damit meine ich nicht den kleinen Bruder von Scheiße!) (Mein Gott! Der Arme! Wogegen alles sich der Schreiberling innerlich wehren muß! - der innere Bemitleider).

Meine Hände picken schon von Schweiß und den subtilen Substanzen des Frühstücks. Heimgehen und die letzten drei Texte überarbeiten und eintippen zeichnet sich immer deutlicher ab. Ich bin jetzt ja in Formulierungseuphorie (inklusive fadenscheiniger Anmerkungen in Klammern, die nicht so witzig sind, wie er gern möchte – der innere Spötter).


(27.6.2024)


©Peter Alois Rumpf Juni 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

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