Montag, 17. Juni 2024

3706 Der Wind streicht

 



11:34 a.m. Der Wind streicht durch den Votivpark und bringt frischere Luft und Unruhe. Die Schatten der Bäume tanzen wie verrückt auf dem Asphalt der Gehwege wie auch auf dem Gras der gestutzten Wiesen, wie es auch ihre sonnenlichten freigelassenen Zwischenräume tun. Eine sommerliche Unruhe - wenn eines das so sagen kann - und die vor allem auf der mittleren Höhe der Baumkronen. Wochenendstimmung hängt in der Luft. Blütenblätter stürzen windgetrieben von den Linden, eine fällt in mein Notizbuch. Zu einem Bettler bin ich heute hart und abweisend. So wie ich sitze, an dieser Stelle im Park, sieht dieser fast wie eine ebene Landschaft aus, mit Durchblicken, die relativ weit gehen. Wieder einmal falle ich in mein sinnloses Lieblingsthema, dass ich in der Gesellschaft nie eine Rolle hatte, nie mitgespielt habe; es fällt mir ein, als ich die Leute, die vorbeigehen, anschaue. Sie präsentieren eine gewisse Selbstverständlichkeit, sind sich ihres sozialen Status bewußt, den sie sich nicht so leicht nehmen lassen. Zumindest können sie es vortäuschen. Bei mir war das nie so. Darum gibt es auch keine Altersweisheit – worauf soll ich zurückblicken? - und ich taumel immer noch durchs Restleben im Versuch, die ständig aufreißenden Löcher zu stopfen. Der Wind geht trotzdem schön und die bewegten Sonnenflecken in den Schatten schaue ich gerne an. Die Geräusche des Autoverkehrs hauptsächlich machen eine melancholische, angewöhnte Symphonie; ein wenig hört man auch den Wind in den Baumkronen rauschen.

Wieder blicke ich in die relative Ferne zwischen den Bäumen durch, ja, dort drüben, dort drüben muß irgendwo das echte, wirkliche, grausame Leben sein; ich spüre es.


(15.6.2024)


©Peter Alois Rumpf Juni 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

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