Montag, 17. Juni 2024

3704 Kosmischer Staub

 



9:29 a.m. Ich atme schnaufend unter der Bettdecke – keine Sorge: der Kopf liegt schon heraußen am Polster – und presse jene wegen der recht frischen Luft an meinen Leib um mich warm zu halten. Ist diese Beschreibung verständlich? Also: ich hocke im Bett, die Bettdecke bis zum Hals hochgezogen, weil es recht kalt ist, die Arme, über der Decke Notizbuch und Pilotstift haltend, pressen und spannen die Bettdecke seitlich meines Körpers an und über den Brustkorb, um keine Lücken für die kalte Luft offen zu lassen, sodass der Brustkorb bei jedem Atemzug einen gewissen, freilich leichten Widerstand überwinden muß.

Dabei blicke ich in die Welt, wie es mir gefällt, auch wenn es nur mein Zimmer ist, das ja mit allem, was es da gibt, auch aus nichts anderem als Sternenstaub aufgebaut ist, wie ich selbst und die übrige Welt, und diese – wenn ich so sagen darf – kosmische Dimension läßt in meiner Seele eine mittelschwere Melancholie aufkommen. Warum kann ich nicht erklären; zumindest nicht, ohne von der rationalistischen Inquisition abgefangen zu werden. Jetzt fällt mit etwas ganz anderes ein, was in mir alles sich zusammenziehen läßt, von einem wilden Schmerz begleitet, ein Schmerz der Reue eigentlich. Ich verweile in Betrachtung darin, aber will es nicht erzählen. Vom Kosmos, in dem man nur ein unbedeutendes Stäubchen ist, zum Zentrum der Welt, in dem man mit seinen Taten und Unterlassungen in voller Verantwortung für die gesamte Evolution ist (und das in einer Minute! - der innere Spötter).

Das wird mir jetzt zu schwer, mir liegt ein Knoten im Bauch und ich will da wieder herauskommen. Dazu ist es am besten, ich lege das Schreibzeug weg und schaue das Ganze still und ohne Kommentare an, bis ich damit fertig bin.

Aber meine Gedanken büxen ständig aus.


(13.6.2024)


©Peter Alois Rumpf Juni 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

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