Dienstag, 4. Juni 2024

3690 Die Hundezone

 



13:20. Nun sitze ich mit einer lebhaften Hundezone im Rücken im Votivpark und es schaut nach Regen aus. Vielleicht hält es noch ein wenig. Die Bänke sind in einer Kurve am asphaltierten Rundweg aufgereiht mit Blick zu Kirche und zwei Autos („Ich steh da drüben bei der Kirche!“). Ich sitze hier, wo ich bin, obwohl ich kein Selbst habe – wie es ausschaut – („Ich suche gerade mein Auto!“) sitze ich mit meinem Körper („Das ist mein Leib“) hier und stehe nicht da drüben mit meinem Auto (das ich nie hatte).

Ich schaue auf die Handyuhr, wie viel Zeit ich noch habe. Ich meine nicht die Lebenszeit, sondern Zeit bis zum Beginn der Therapiestunde. Die Hundezone hinter mir („Hunde! Wollt ihr ewig leben?“) ist gar nicht mehr lebhaft, sondern hört sich abgestorben an. Ich drehe mich um und stelle fest: kein einziger Hund! Sind die alle zum Mittagessen gegangen oder auf ein Mittagsschläfchen? Autos hupen und Baustellen lärmen. Die Schwüle hat sich schon gelegt und jetzt kommt eine leichte Brise auf. Eine Taube ruft; angeblich rufen so nur Waldtauben. Stimmt das überhaupt, dass die Stadttauben nur gurren? Direkt vor mir, auf der anderen Seite des asphaltierten Weges ist die Wiese kahl, ohne Gras, die festgetretene Erde liegt offen und auf ihr steht eine schöne Wasserlacke. So schön ist sie auch wieder nicht: das Wasser zu braun, die Fläche zu klein, die Ränder ausgefranst und das Ganze zu seicht, so dass abgestorbene Grasbüschel herausschauen. Aber das Wasser bewegt sich leicht. Ob das der kaum wahrnehmbare Wind ist oder die Bodenvibrationen von Baustellen oder Passanten, oder durch kleine Insekten, oder wegen langsamer Versickerungsprozesse hervorgerufen – ich weiß es nicht. Noch zehn Minuten Zeit bis ich zur Therapie aufbrechen muß, will, werde. Mein Rucksack beherbergt drei Bücher. Meine Einkaufstour war erfolgreich und leicht ins Manische gekippt – will sagen: aus dem Herder mit dem neu erstandenen Buch raus zu den Bücherständen des Antiquariats schräg gegenüber und gleich zugeschlagen – trotz verordnetem Ausgabenstopp. Das Wetter hält noch. Ich lenke meinen Blick an einer schwarz gekleideten jungen Frau vorbei den tiefen Park entlang ins Grüne. Ein völlig hysterisches Motorrad zieht hinter mir vorbei - auch Männer und ihre Auswüchse können hysterisch sein, obwohl sie keine Gebärmutter haben. Die Parkwirtschaft fährt mit dem Auto herein in den Park – auch so eine schlechte Gewohnheit; die können ruhig auch mit den Werkzeugen ein paar Schritte zu Fuß gehen. Obwohl sie jetzt ohne Werkzeuge schlendern. Okay! Ich geh in Therapie.


(3.6.2024)


©Peter Alois Rumpf Juni 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

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