Montag, 1. April 2024

3619 Sozusagen

 



12:15. Ich blicke von der Lucy-Bar in den Schweizer-Garten hinter dem Zwanzgerhaus (bei mir bleibt dieser Name) sozusagen in den Frühling hinein. Ein mächtiger Baum – keine Ahnung, was der für einer ist – nimmt meine Aufmerksamkeit in Beschlag und ich schaue länger hin. Schöner Bar-Jazz aus den Boxen. Mich stört eigentlich nur dieser Belvederekleinlastwagen mit dem depperten Klimtkuß drauf, der mitten in meinem Gesichtsfeld abgestellt ist. Der eigene Gärtner im eigenen Gesichtsfeld sein und – in diesem Fall wirklich – das Unkraut entfernen. Es ist ja schon die gestellhafte Gestalt eine Autos fast überall störend, erst recht mit dem fürchterlichen Klimtkuß behübscht (vermutlich würde es helfen, die eigene Seelenlandschaft aufzuräumen – der innere Kritiker). Preisfrage: Fände ich bei fehlendem Klimtwagen etwas anders, das mich stört? Der Jazz lullt mich ein und ich blicke tapfer am Klimt-Kuss-Kleinlastwagen vorbei. Was aber nicht durchzuhalten ist, weil der genau mitten im Blickfeld steht. Eine junge Nebelkrähe landet auf der Betonmauer vorm Garten und fliegt dann mit einigen plötzlich aufgetauchten Kompagnons wieder weiter. Der Jazz ist verdammt angenehm; so könnte man sich langsam, ganz langsam betrinken. Der gute Kaffee jedoch tut’s auch. Da gibt es keinen Weg zurück. Ich würde dabei sowieso nur irgendwelche unmöglichen Fünfzigerjahrefilme schlecht nachspielen. Zwar bleibe ich auch im Moment nicht wirklich im Hier und Jetzt, und Seele und Geist driften weg, irgendwohin, wofür ich keinen Bezugsrahmen finde, aber dennoch vergesse ich meinen aktuellen Standort nicht.


(1.4.2024)


©Peter Alois Rumpf April 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

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